Union und SPD haben bei ihrer Klausurtagung Ende August ein ambitioniertes Paket steuerpolitischer Maßnahmen beschlossen, das vor allem Arbeitnehmer und kleine Unternehmen entlasten soll.
Die Koalitionsfraktionen wollen die Steuerbelastung für Normalverdiener spürbar reduzieren. Zur Legislaturmitte ist eine Einkommensteuer-Senkung für kleine und mittlere Einkommen geplant. Parallel dazu sollen Überstundenzuschläge, die über tarifliche Vollzeitarbeit hinausgehen, komplett steuerfrei gestellt werden. Eine weitere Neuerung betrifft die sogenannte Aktivrente: Rentner können künftig bis zu 2.000 Euro steuerfrei hinzuverdienen, wenn sie freiwillig über das Renteneintrittsalter hinaus arbeiten. Diese Regelung soll Anreize für längere Erwerbstätigkeit schaffen.
Die Gastronomie erhält Unterstützung durch eine Umsatzsteuer-Senkung für Speisen. Landwirte profitieren von der vollständigen Wiedereinführung der Agrardiesel-Rückvergütung. Berufspendler können sich auf eine höhere Pendlerpauschale freuen.
Bei der Stromsteuer planen Union und SPD Entlastungen für Verbraucher und Wirtschaft, allerdings unter Finanzierungsvorbehalt. Diese Maßnahme hängt von verfügbaren Haushaltsmitteln ab.
Kleine und mittlere Unternehmen sollen von mindestens 25 Prozent weniger Bürokratie profitieren. Gleichzeitig will die Koalition Schwarzarbeit und Steuerbetrug konsequenter bekämpfen – eine Maßnahme, die zusätzliche Einnahmen generieren soll.
Ein besonders ungewöhnlicher Vorschlag ist die "Frühstart-Rente": Für jedes Kind zwischen sechs und 18 Jahren, das eine deutsche Bildungseinrichtung besucht, zahlt der Staat zehn Euro monatlich in ein privatwirtschaftlich organisiertes Altersvorsorgedepot. Die Erträge bleiben steuerfrei.
Darüber hinaus plant die Koalition eine Reform der staatlich geförderten privaten Altersvorsorge und will die betriebliche Altersvorsorge stärken, besonders bei kleineren Unternehmen und Geringverdienern.
Diese Reformpläne schaffen erheblichen Beratungsbedarf. Steuerberater müssen sich auf neue Freibeträge, veränderte Pauschalregelungen und komplexere Altersvorsorge-Strukturen einstellen. Wirtschaftsprüfer werden bei der Umsetzung neuer Compliance-Anforderungen zur Schwarzarbeits-Bekämpfung gefragt sein.
Die geplanten Maßnahmen zeigen: Die Politik setzt auf gezielte steuerliche Anreize statt pauschale Entlastungen. Das erfordert differenzierte Beratungsansätze für unterschiedliche Mandantengruppen.