Tech-Firmen zahlen Berufsanfängern mit KI-Know-how astronomische Gehälter. Während andere Branchen sparen, entstehen hier völlig neue Karrierewege.
Cyril Gorlla ist 23 und Mitgründer eines Sicherheits-Startups namens CTGT. Er steht für ein neues Phänomen: junge Leute, die mit KI aufgewachsen sind und deshalb traditionelle Karrierewege einfach überspringen. Seine Kollegen sind im Schnitt 21 Jahre alt. Das klingt verrückt, ist aber Realität. Tech-Unternehmen zahlen Absolventen ohne Berufserfahrung oft über 200.000 Dollar Startgehalt. Manche verdienen schon nach zwei Jahren über eine Million – inklusive Aktienoptionen.
Die Antwort ist simpel: Es gibt zu wenige Arbeitskräfte, die wirklich verstehen, wie maschinelles Lernen funktioniert. "Zwischen den Jobs als Machine-Learning-Ingenieur und als Software-Ingenieur besteht ein erheblicher Gehaltsunterschied", sagt Professor Anil Gupta von der University of Maryland. Scale AI, ein bekanntes KI-Unternehmen, beschäftigt 15 Prozent unter 25-Jährige. Personalchefin Ashli Shiftan erklärt: Wir möchten KI-native Fachkräfte einstellen, und viele davon stehen noch am Karriereanfang.
Personalvermittler Burtch Works hat das durchgerechnet: KI-Einsteiger bekamen zwischen 2024 und 2025 zwölf Prozent mehr Gehalt – mehr als jede andere Berufsgruppe. Außerdem steigen sie doppelt so schnell auf wie Kollegen aus anderen Tech-Bereichen. Databricks-Chef Ali Ghodsi bringt es auf den Punkt: "Unter 25 kann man eine Million verdienen." Das ist keine Übertreibung mehr.
Bei CTGT bewerben sich 16-Jährige mit eigenen Forschungsarbeiten. Das wäre früher undenkbar gewesen, heute ist es normal. Wichtig sind nicht mehr Jahre der Erfahrung, sondern konkrete Fähigkeiten in einem sehr speziellen Bereich. Es handelt sich um eine Generation, die bereits in der Schule mit KI experimentierte, während ihre Eltern noch überlegten, ob sie ChatGPT ausprobieren sollten.
Für Steuerberater und Wirtschaftsprüfer entstehen völlig neue Herausforderungen. Ihre Mandanten werden immer jünger und verdienen immer mehr. Ein 25-jähriger Millionär braucht andere Beratung als ein 50-jähriger Manager. Außerdem werden die Vergütungsstrukturen komplizierter. Aktienoptionen, Krypto-Zahlungen, internationale Verträge – alles muss steuerlich sauber abgewickelt werden. Die Beratungsbranche muss sich darauf einstellen, dass ihre Klientel jünger, technikaffiner und oft reicher wird als je zuvor.