Zeppelin-Universität analysiert Gehälter im Staatssektor – Median von 402.000 Euro bei Finanzinstituten übertrifft andere Bereiche um das Doppelte.
Eine umfassende Analyse der Zeppelin-Universität Friedrichshafen offenbart erhebliche Vergütungsunterschiede im öffentlichen Sektor. Sparkassen-Vorstände erreichen mit einem Mediangehalt von 402.000 Euro die höchsten Bezüge, was eine Steigerung gegenüber 379.000 Euro in 2021 bedeutet. Die Gehaltsspanne innerhalb der Sparkassenlandschaft zeigt deutliche größenabhängige Unterschiede: Kleine Institute mit unter 226 Beschäftigten zahlen durchschnittlich 294.000 Euro, während Großsparkassen mit über 678 Mitarbeitern ihre Führungskräfte mit 547.000 Euro vergüten. Diese Datenbasis umfasst etwa 500 Personen.
Die Studie dokumentiert eine bemerkenswerte Umkehrung typischer Gehaltsstrukturen: Weibliche Sparkassen-Vorstände verdienen im Median 498.000 Euro, männliche Kollegen hingegen 400.000 Euro. Diese Konstellation widerspricht herkömmlichen Vergütungsmustern und könnte auf gezielte Rekrutierungsstrategien für unterrepräsentierte Führungskräfte hindeuten.
Nach Sparkassen folgen Flug- und Seehafen-Manager mit 330.000 Euro Jahresvergütung. Energie- und Wasserversorger sowie Stadtwerke erreichen 256.000 Euro, Rundfunkanstalten 250.000 Euro. Der sektorübergreifende Median liegt bei 172.000 Euro, wobei Sparkassen und Rundfunkanstalten aufgrund ihrer Sonderstellung ausgeschlossen wurden. Die Autoren der Studie begründen diese Bereinigung mit "erheblichen Abweichungen" durch überdurchschnittliche Vergütungen und unterschiedliche Organisationsstrukturen, welche die Vergleichbarkeit beeinträchtigen würden.
Studienautor Ulf Papenfuß wertet Sparkassen-Vergütungen als "auffällig hoch" im Branchenvergleich und fordert verstärkte Transparenz. Diese sei "ein wesentlicher Faktor für Vertrauen in den Staat und öffentliche Institutionen", von dem demokratische Systeme abhingen. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband kontert diese Kritik mit dem Argument, Vergleiche seien nur "innerhalb einzelner Berufsgruppen aussagekräftig". Sparkassen konkurrierten mit privatwirtschaftlichen Banken und müssten entsprechend wettbewerbsfähige Gehälter bieten.
Die Analyse stößt auf systematische Informationsdefizite, da nicht alle öffentlichen Unternehmen Vergütungsdaten publizieren. Diese Intransparenz behindert umfassende Bewertungen und könnte weitere auffällige Vergütungsstrukturen verschleiern. Für Wirtschaftsprüfer und Steuerberater ergeben sich daraus Beratungsfelder: Vergütungsstrukturen öffentlicher Mandanten benötigen sowohl steuerliche Optimierung als auch Compliance mit zunehmenden Transparenzanforderungen. Die Diskussion um angemessene Staatssektorvergütung wird sich vermutlich intensivieren.