Mecklenburg-Vorpommern stemmt sich gegen bundesweiten Justiz-Notstand

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September 2, 2025
02.09.2025
3 Minuten Lesezeit

Während andere Bundesländer über Personalmangel klagen, vermeldet der Nordosten Deutschlands eine Rekordanzahl neuer Richter und Staatsanwälte. Fast alle Planstellen sind besetzt – ein seltener Lichtblick in der deutschen Justizlandschaft.

Erfolgreiche Nachwuchsgewinnung gegen den Trend

Das nordöstliche Bundesland schwimmt gegen den Strom: 38 neue Proberichter haben 2025 ihren Dienst angetreten – sieben mehr als im Vorjahr und die höchste Zahl seit über zwei Jahrzehnten. Diese Entwicklung kontrastiert stark mit der bundesweiten Situation, wo Richterverbände vor einem drohenden System-Kollaps warnen. Justizministerin Jacqueline Bernhardt zeigt sich erfreut über den Erfolg: Etwa ein Drittel der Neuankömmlinge stammt aus dem eigenen Land. Von den 38 Einstellungen entfallen 16 auf die Staatsanwaltschaften, was deren chronische Unterbesetzung lindert.

Demographischer Wandel als Herausforderung

Trotz der positiven Nachrichten bleibt der Handlungsdruck hoch. Bis 2033 scheiden 282 Juristen aus dem Landesdienst aus – das entspricht fast der Hälfte des gesamten Personalstamms. 2025 gehen voraussichtlich 34 Richter und Staatsanwälte in den Ruhestand, was den kontinuierlichen Nachwuchsbedarf unterstreicht. Die Altersstruktur der Justiz verändert sich dadurch grundlegend. Während erfahrene Praktiker das System verlassen, bringen junge Absolventen neue Perspektiven mit.

Beeindruckende Besetzungsquote

Von 620 Planstellen sind aktuell nur etwa 20 unbesetzt – eine Besetzungsquote von 98 Prozent. Elf der freien Positionen sind bereits für anstehende Einstellungen oder Versetzungen reserviert. Diese Zahlen wirken vor dem Hintergrund anderer Bundesländer bemerkenswert. Nordrhein-Westfalen fehlten 2023 rund 200 Staatsanwälte, der Deutsche Richterbund warnt vor sich verschärfendem Personalmangel.

Strukturelle Vorteile nutzen

Mecklenburg-Vorpommerns Erfolg liegt teilweise in seiner überschaubaren Größe begründet. Mit 1,5 Millionen Einwohnern lassen sich Personalprobleme leichter lösen als in Nordrhein-Westfalen mit über 18 Millionen Menschen. Das Land praktiziert einen einheitlichen Probedienst, der richterliche und staatsanwaltschaftliche Laufbahnen zusammenführt. Diese Flexibilität erleichtert Personalplanung und Einsatzverteilung.

Bundesweiter Kontext verstärkt Bedeutung

Die Erfolge gewinnen vor dem düsteren bundesweiten Bild zusätzliche Bedeutung. Während Bremen und andere Länder vor Systemkollaps warnen, zeigt Mecklenburg-Vorpommern, dass gezielte Nachwuchsförderung funktionieren kann. Für Professional Services bedeutet eine funktionsfähige Justiz kürzere Verfahrensdauern und verlässlichere Rechtsdurchsetzung – wichtige Standortfaktoren für Unternehmen und deren Berater.