Bayern forciert smartphone-basierte Steuererklärung mit vorgefertigten Entwürfen

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September 10, 2025
10.09.2025
3 Minuten Lesezeit

Das Finanzministerium plant eine App-Lösung, bei der Behörden aus vorhandenen Daten Steuervorschläge erstellen. Steuerpflichtige sollen diese per Klick bestätigen können.

Automatisierte Vorabfertigung durch Finanzverwaltung

Bayern will die Steuererklärung revolutionieren: Finanzämter sollen künftig aus bereits verfügbaren Informationen vollständige Erklärungsentwürfe erstellen. Lohn-, Kranken- und Rentenversicherungsdaten fließen automatisch in diese Vorabfertigung ein. Finanzminister Albert Füracker bewirbt die Vision einer Smartphone-App, über die Bürger den behördlichen Vorschlag einsehen, anpassen und mit einem Klick genehmigen können. Diese Vereinfachung könnte den Aufwand für Millionen Steuerpflichtige drastisch reduzieren.

Bundesweite Koordination verhindert Flickenteppich

Das Projekt läuft unter dem Dachvorhaben KONSENS und soll alle Bundesländer einbeziehen. Füracker warb vergangene Woche bei seinen Amtskollegen um Unterstützung, um einheitliche Standards zu gewährleisten. Erste Anwendertests könnten bereits Mitte 2026 beginnen. Als Pilotgruppe sind ledige, kinderlose Arbeitnehmer vorgesehen, deren Steuersituation besonders überschaubar ist.

Rechtliche Komplexität als Innovationshindernis

Füracker sieht in der Rechtsvielfalt das Haupthindernis für digitale Lösungen: "Hochkomplexes Recht führt jede digitale Umsetzung an Grenzen." Parallel zur technischen Entwicklung müssten daher auch die gesetzlichen Grundlagen vereinfacht werden. Hessen hatte im August einen ähnlichen Ansatz präsentiert und ein Pilotprojekt am Finanzamt Kassel angekündigt. Diese Parallelentwicklungen unterstreichen den Handlungsdruck bei der Steuervereinfachung.

Auswirkungen auf Professional Services

Für Steuerberater entstehen durch diese Automatisierung sowohl Chancen als auch Herausforderungen. Einfache Standardfälle könnten künftig ohne professionelle Hilfe abgewickelt werden, während komplexere Mandate verstärkt Beratungsexpertise erfordern. Die Digitalisierung dürfte die Branche zur Spezialisierung auf anspruchsvolle Mandate drängen, bei denen menschliche Expertise unersetzlich bleibt. Gleichzeitig entstehen neue Geschäftsfelder bei der Beratung zu automatisierten Verfahren und deren steuerlichen Implikationen.