Deutsche PE-Branche navigiert Trump-Zollpolitik mit Europa-Fokus

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August 26, 2025
26.08.2025
3 Minuten Lesezeit

Midmarket-Erholung verstärkt sich trotz protektionistischer US-Handelsstrategie – institutionelle Investoren intensivieren Konkurrenzdruck auf etablierte Fonds.

Marktbelebung trotzt geopolitischen Unwägbarkeiten

Der deutsche Private-Equity-Midmarket zeigt Erholungstendenzen, wie der aktuelle DBAG-Monitor dokumentiert. Die Dealflow-Bewertung erreichte mit 5,2 von 10 Punkten den höchsten Stand seit Ende 2023. Diese Verbesserung erfolgt parallel zu verstärkten geopolitischen Herausforderungen durch die US-Handelspolitik unter Präsident Trump. DBAG-Vorstandssprecher Tom Alzin interpretiert die Entwicklung als Bestätigung strategischer Neuausrichtung auf digitale Geschäftsmodelle und Software-basierte Lösungen. Europa profitiere von der US-Zollpolitik, da amerikanische Investoren alternative Märkte suchten.

Protektionismus als Katalysator für Kapitalumschichtung

Die Trump-Administration beeinflusst PE-Strategien fundamental: 43 Prozent der befragten Manager berichten von intensivierten Due-Diligence-Anfragen bezüglich Zollauswirkungen. Fonds reagieren durch verstärkte Investitionen in binnenmarktorientierte Sektoren statt exportabhängiger Industrien. Diese Defensive-Strategie zahlt sich aus: 40 Prozent der Befragten verzeichnen gestiegene Kapitalzuflüsse in europäische Fonds. Die protektionistische US-Politik fungiert paradoxerweise als Wachstumstreiber für kontinentale PE-Aktivitäten.

Wertschöpfung durch operative Exzellenz statt Multiple-Expansion

PE-Strategien konzentrieren sich verstärkt auf fundamentale Wertsteigerung. 80 Prozent der Manager identifizieren Kostensenkung als primären Hebel, während 47 Prozent Geschäftserweiterungen priorisieren. Buy-and-Build-Ansätze bleiben dominant, reflektieren aber realistischere Bewertungserwartungen. Diese operative Fokussierung kontrastiert mit historischen Multiple-getriebenen Renditen und signalisiert strukturelle Marktveränderungen. PE-Häuser müssen verstärkt in Transformationskompetenzen investieren statt auf Finanzierungsarbitrage zu setzen.

Exit-Zurückhaltung bei anhaltender Bewertungsunsicherheit

Trotz verbesserter Stimmung bleiben Exit-Strategien konservativ: 86 Prozent der Manager sehen ihre Portfoliounternehmen als nicht verkaufsbereit. Nur drei Prozent bewerten das aktuelle Exit-Umfeld positiver als im Vorjahr, während 23 Prozent Verschlechterungen konstatieren. Diese Zurückhaltung reflektiert realistische Bewertungserwartungen und den Fokus auf nachhaltiger Wertsteigerung vor Veräußerung. PE-Fonds verlängern Haltedauern bewusst zur Portfoliooptimierung.

Institutionelle Investoren intensivieren Wettbewerb

Ein unerwarteter Trend belastet etablierte PE-Player: 37 Prozent der Manager identifizieren Pensionsfonds, Staatsfonds und vergleichbare Institutionen als ernsthafte Konkurrenz – mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr (18 Prozent). Diese historische Höchstmarke seit 2015 signalisiert fundamentale Marktverschiebungen. DBAG-Vorstand Jannick Hunecke prognostiziert verstärkten Selektionsdruck: Etablierte Player müssen operative Exzellenz und Governance-Expertise differenzieren, da der Markt selektiver, aber ertragreicher für Transformationsspezialisten werde.

Personalaufbau trotz volatiler Rahmenbedingungen

PE-Häuser reagieren auf verschärften Wettbewerb mit Teamverstärkung: 33 Prozent planen moderate Personalaufstockung gegenüber 23 Prozent im Dezember 2024. Diese Expansion trotz Unsicherheiten unterstreicht das Vertrauen in mittelfristige Marktchancen. Für Professional Services ergeben sich daraus Beratungsopportunitäten bei Due Diligence, Compliance und strukturierter Portfoliooptimierung in einem zunehmend komplexen regulatorischen Umfeld.