Das Fraunhofer-Studie belegt massive Wissenslücken bei der Studienförderung – Das deutsche Studierendenwerk setzt auf eine staatlich finanzierte Bot-Lösung.
Das Deutsche Studierendenwerk (DSW) schlägt Alarm: 2024 erreichte die Zahl der Bafög-Geförderten den niedrigsten Stand seit 25 Jahren. DSW-Chef Matthias Anbuhl identifiziert ein gravierendes Vollzugsdefizit: "Bis zu 70 Prozent der Berechtigten stellen keinen Bafög-Antrag, obwohl sie einen Rechtsanspruch auf das Geld hätten." Diese Nicht-Inanspruchnahme staatlicher Studienförderung resultiert nach einer gemeinsamen Studie des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik und des Max-Planck-Instituts zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern primär aus Informationsdefiziten und Fehleinschätzungen.
Sebastian Riedmiller, Co-Autor der Untersuchung, dokumentiert weitverbreitete Fehleinschätzungen: "Fehleinschätzungen über Elterneinkommen oder Rückzahlungspflichten sind weit verbreitet." DieStudie belegt, dass 82 Prozent der Betroffenen ihre Bewilligungschancen systematisch unterschätzen. Diese Informationsasymmetrie führt zu erheblichen volkswirtschaftlichen Ineffizienzen: Berechtigte Studierende verzichten auf staatliche Unterstützung aufgrund unzutreffender Annahmen über Einkommensgrenzen oder Rückzahlungsmodalitäten. Das resultierende Vollzugsdefizit konterkariert die bildungspolitischen Ziele der Studienförderung.
Als Remedial-Strategie propagiert das DSW den flächendeckenden Einsatz eines staatlich finanzierten KI-Beratungsbots. Anbuhl argumentiert mit Kosteneffizienz: Eine vom Staat finanzierte KI-Beratung könne hier schnell und günstig helfen. Das Chatbot-Konzept existiert bereits als Testversion, jedoch fehlt die Finanzierung für den breiten Rollout. Die KI-Anwendung soll Anspruchsvoraussetzungen individuell prüfen, Bewilligungswahrscheinlichkeiten kalkulieren und Antragsprozesse begleiten.
Die Initiative reflektiert den Digitalisierungstrend in der öffentlichen Verwaltung, wo KI-Systeme zunehmend Beratungsdienstleistungen übernehmen. Für Studienfinanzierung könnte automatisierte Beratung Schwellenängste reduzieren und Antragsverhalten optimieren. Die technologische Lösung adressiert strukturelle Probleme der Bafög-Administration: Komplexe Anspruchsvoraussetzungen, intransparente Berechnungsmodalitäten und aufwendige Antragsprozesse schrecken potenzielle Antragsteller ab. Ein flächendeckender Bot-Einsatz könnte die Quote der Inanspruchnahme signifikant steigern und die Verteilungsgerechtigkeit der Studienförderung verbessern. Die Implementierung erfordert jedoch politische Unterstützung und nachhaltige Finanzierung durch Bund und Länder.
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