António Costa warnt vor unkontrollierter Entwicklung autonomer Waffensysteme und Desinformationskampagnen. Die europäische KI-Verordnung soll als Vorbild für globale Regulierung dienen.
Der portugiesische EU-Ratspräsident appellierte vor den Vereinten Nationen an die internationale Staatengemeinschaft, rechtzeitig regulatorische Maßnahmen für algorithmische Systeme zu etablieren. Costa charakterisierte die Technologie als zweischneidiges Schwert mit enormem Potenzial für gesellschaftliche Verbesserungen und gleichzeitigen Sicherheitsrisiken. Besonders alarmierend sei die Entwicklung vollautonomer Waffensysteme, die menschliche Entscheidungsgewalt bei Leben-und-Tod-Situationen eliminieren könnten. Der 64-jährige Jurist betonte drei kritische Risikofaktoren: fehlerhafte Beurteilungen, unkontrollierte Konflikteskalation und unkontrollierte Verbreitung der Technologie.
Die EU positioniert sich als Vorreiter eines menschenzentrierten Regulierungskonzepts, das auf fundamentalen Werten wie Menschenwürde, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit basiert. Der AI Act etabliert weltweit erstmals einen umfassenden rechtlichen Rahmen für vertrauenswürdige KI-Systeme. Costa unterstrich die Notwendigkeit internationaler Koordination mit vergleichbarem Ehrgeiz, da algorithmische Herausforderungen nationale Grenzen überschreiten.
Bereits heute instrumentalisieren böswillige Akteure KI-Technologien zur Destabilisierung demokratischer Institutionen durch gezielte Falschinformationen und Cyberangriffe. Diese aktuellen Risiken erfordern unverzügliche präventive Maßnahmen statt reaktiver Schadensbegrenzung.
Der AI Act steht unter erheblichem internationalen Druck, insbesondere aus den USA. Technologiekonzerne und Wirtschaftsverbände befürchten Innovationshemmnisse und Wettbewerbsnachteile gegenüber weniger regulierten Märkten. Die US-Regierung bevorzugt freiwillige Selbstregulierung statt bindender Vorschriften.
Für Steuerberater und Wirtschaftsprüfer entstehen durch internationale KI-Regulierung neue Compliance-Anforderungen und Beratungsfelder. Die grenzüberschreitende Harmonisierung von Standards könnte die Beratung multinationaler Mandate vereinfachen und gleichzeitig neue Spezialisierungsmöglichkeiten schaffen.