Die Pflicht zum Wirtschaftsprüferwechsel hat die Branche durcheinandergewirbelt. Während Deloitte als klarer Sieger hervorgeht, kämpft der ehemalige Marktführer KPMG mit massiven Verlusten.
Vor einem Jahrzehnt verfügte Deloitte über kein einziges Mandat in Deutschlands wichtigstem Börsenindex. Die damals kleinste Big Four-Gesellschaft nutzte die regulatorische Neuordnung jedoch konsequent und sicherte sich acht prestigeträchtige Aufträge. Erfolgreiche Akquisitionen bei Bayer, E.on, Brenntag, DHL, Merck, RWE und BASF katapultierten Deloitte auf Rang zwei der Mandatsverteilung. Der Aufstieg von Rheinmetall in den Leitindex bescherte zusätzlich ein neuntes Prüfungsmandat.
Die bereits 2016 starke Position von PwC mit neun Mandaten konnte systematisch auf 16 Aufträge ausgebaut werden. Trotz temporärer Verluste bei Brenntag, DHL und der Porsche Holding dominiert die Gesellschaft heute den Markt. Strategische Erfolge bei Beiersdorf, Mercedes, Siemens und Siemens Healthineers sowie das Delisting von Covestro mit nachfolgendem Fresenius Medical Care-Mandat stabilisierten die Führungsposition.
Der größte Verlierer der Umwälzung ist zweifellos KPMG. Von ursprünglich 18 Mandaten - 60 Prozent aller verfügbaren Aufträge - verblieben lediglich sechs. Erwartete Kompensationsgewinne bei Neuausschreibungen blieben weitgehend aus. Besonders schmerzlich verlief der Verlust langjähriger Partnerschaften: SAP, Adidas, Merck, Vonovia, BASF, Infineon, Mercedes und Siemens wechselten zu Konkurrenten. Nur bei Covestro, Zalando, Siemens Energy und MTU gelangen neue Akquisitionen.
Die Gesellschaft steigerte ihre Präsenz von drei auf sieben Mandate, erreichte zwischenzeitlich sogar elf Aufträge. Der Wirecard-Skandal und nachfolgende Sanktionen warfen die Entwicklung jedoch zurück. Seit 2021 gewann EY kein einziges neues Mandat bei kapitalmarktorientierten Unternehmen. Die Apas-Strafe untersagte offiziell neue Beauftragungen bis Frühjahr 2026. Qiagen umging diese Beschränkung durch Mandatierung der niederländischen Division.
BDO und Grant Thornton gelang 2023 der historische Durchbruch mit Mandaten bei SAP respektive Porsche Holding. Diese Entwicklung zeigt wachsende Akzeptanz mittelgroßer Prüfungsgesellschaften auch bei Großkonzernen. Der bevorstehende Indexwechsel bringt weitere Bewegung: Porsche AG und Sartorius verlassen den Dax, Gea und Scout 24 rücken nach - beide bereits PwC-Mandate. Mit dem Ende der EY-Sanktionen und Private Equity-Einstiegen in die Branche steht der nächste Rotationszyklus vor dynamischen Veränderungen.