Das jüngste JUVE-Interview mit Dr. Karsten Winkelmann, dem General Counsel von Rheinmetall, beleuchtet die komplexen Herausforderungen und strategischen Entscheidungen, mit denen sich die Rechtsabteilung des DAX-40-Neulings konfrontiert sieht. In Zeiten zunehmender globaler Konflikte und einer wachsenden Rolle im Verteidigungssektor reflektiert Winkelmann über die gestiegene Bedeutung seiner Branche und die verantwortungsvolle Position, die Rheinmetall einnimmt.
Mit dem Aufstieg in den DAX 40 hat Rheinmetall nicht nur eine gesteigerte mediale Aufmerksamkeit erfahren, sondern sieht sich auch mit intensiveren Vorstandsabstimmungen und einer starken Wahrnehmung im Bewerbermarkt konfrontiert. Winkelmann plant, das Team in Reaktion auf die hohe Auftragslage, insbesondere im Militärbereich, weiter auszubauen. Dabei liegt der Fokus nicht nur auf der personellen Verstärkung, sondern auch auf der Verbesserung interner Prozesse und der Effizienzsteigerung durch Legal Tech.
Obwohl Rheinmetall die Digitalisierung seiner Kernprozesse vorantreibt, begegnet Winkelmann dem Bereich Legal Tech mit einer gewissen Skepsis. Die Abhängigkeit von harmonisierten Prozessen und Rohdaten sowie die besonderen Anforderungen im Umgang mit staatlichen Verschlusssachen limitieren die Einsatzmöglichkeiten von Legal-Tech-Lösungen. Dennoch strebt die Rechtsabteilung danach, ihre internen Mandanten bei der Prozess- und Datenharmonisierung zu unterstützen, um den Nutzen von Legal Tech voll ausschöpfen zu können, ohne dabei vorschnellen Fehlschlägen zu erliegen.
Die Nutzung von KI im Rechtsbereich wird durch die spezifischen Anforderungen des Verteidigungssektors weiter erschwert. Winkelmann merkt an, dass die Arbeit mit militärischen Kunden und staatlichen Verschlusssachen die Anwendungsmöglichkeiten von KI-Lösungen begrenzt. Im zivilen Bereich hingegen zeigt sich die Rechtsabteilung offener für den Einsatz von Legal-Tech- und KI-Anwendungen, insbesondere in den Bereichen Automobilzulieferung, Wasserstoff-Anwendungen und Wärmepumpenaggregate.
Bei der Vergabe großer Aufträge, wie der Modernisierung des österreichischen Flugabwehrsystems, verlässt sich Rheinmetall auf die Expertise seines eigenen Personals, ohne auf externe Berater zurückzugreifen. Rahmenverträge mit Sozietäten dienen dabei der Fixierung von konzernweiten Stundensätzen und unterstützen das Cost Reporting, ohne dass aufwendige Panelausschreibungen notwendig sind.
Das Interview mit Dr. Karsten Winkelmann bietet einen tiefen Einblick in die Herausforderungen und Strategien einer Rechtsabteilung, die sich an der Schnittstelle von Technologie, Verteidigung und Innovation bewegt. Während Rheinmetall seinen globalen Fußabdruck erweitert, bleibt die Balance zwischen der Erschließung neuer Technologien und der Wahrung operativer Sicherheit ein zentraler Aspekt seiner Rechtsstrategie.
Alle weiteren Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung