Gehaltsunterschiede nach Geschlecht: Analyse der Vergütungslücke in verschiedenen Berufsfeldern

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October 1, 2025
01.10.2025
3 Minuten Lesezeit

Eine Kununu-Auswertung zeigt 15 Prozent durchschnittliche Gehaltsdifferenz zwischen männlichen und weiblichen Beschäftigten. Trotz regulatorischer Initiativen persistieren erhebliche Unterschiede - mit bemerkenswerten Ausnahmen in spezifischen Tätigkeitsfeldern.

Minimale Disparitäten in administrativen Funktionen

Sachbearbeitung im Import-Export-Bereich weist mit 0,3 Prozent die geringste Vergütungsdifferenz auf. Weibliche Beschäftigte erzielen hier durchschnittlich 42.117 Euro jährlich, männliche Kollegen 42.246 Euro. Diese Funktion umfasst internationale Auftragsabwicklung und Verhandlungen mit Logistikpartnern. Weitere Bereiche mit marginalen Unterschieden umfassen Call-Center-Tätigkeiten (0,5 Prozent), technisches Zeichnen (1,3 Prozent) und Industriekaufleute (2,7 Prozent). Die Gemeinsamkeit dieser Positionen: klar definierte Aufgabenbereiche mit geringem Verhandlungsspielraum bei der Vergütungsfestsetzung.

Erhebliche Diskrepanzen in strategischen Rollen

Business Development Manager zeigen mit 18 Prozent die größte Vergütungslücke. Während männliche Beschäftigte durchschnittlich 71.286 Euro erzielen, erhalten weibliche Kolleginnen 58.442 Euro für identische Tätigkeiten wie Markterschließung und Strategieentwicklung. Key Account Management (18 Prozent), Vertriebsmitarbeitende (17 Prozent) und Produktmanagement (16 Prozent) folgen mit vergleichbaren Disparitäten. Juristen verzeichnen 14 Prozent Differenz - ein für Professional Services relevanter Befund.

Führungspositionen als Problemfeld

Bei leitenden Vertriebsfunktionen erreicht die Lücke 35 Prozent: Männliche Führungskräfte verdienen durchschnittlich 89.573 Euro, weibliche Kolleginnen 58.339 Euro. Produktionsleitung (30 Prozent), kaufmännische Leitung (26 Prozent) und Verwaltungsleitung (23 Prozent) zeigen ähnliche Muster. Diese Entwicklung korreliert mit dem geringen Frauenanteil in Führungspositionen - 2024 waren weniger als ein Drittel aller Leitungsfunktionen weiblich besetzt.

Methodische Grundlagen der Analyse

Die Auswertung basiert auf dem Kununu Gehaltscheck mit Mindestanforderungen von 500 Gehaltsangaben pro Berufsfeld. Ausgeschlossen wurden generische Bezeichnungen, Positionen mit unausgewogenen Datenmengen und - außer in separater Analyse - Führungsfunktionen.

Bedeutung für die Wirtschaftsprüfer-Branche

Für Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung entstehen Beratungsfelder bei Entgelttransparenz-Compliance und diversitätsorientierter Vergütungsgestaltung. Die Analyse unterstreicht die Notwendigkeit objektiver Bewertungssysteme, die geschlechtsunabhängige Vergütung sicherstellen. Kanzleien sollten eigene Vergütungsstrukturen auf systematische Diskrepanzen prüfen - sowohl aus Compliance- als auch aus Employer-Branding-Perspektive.