Innovative Bilanzstruktur: Wie Burgenland Energie 500 Millionen ohne Bilanzdruck mobilisiert

01.04.2025
01.04.2025
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Eine neuartige Finanzierungsstruktur ermöglicht dem österreichischen Landesenergieversorger ein wegweisendes Investitionspaket in erneuerbare Energien – mit potenzieller Signalwirkung für die Finanzierung der Energiewende.

Gesellschaftsrechtliche Innovation schafft Handlungsspielraum

Burgenland Energie hat ein bemerkenswertes Finanzierungsmodell etabliert, das richtungsweisend für Kapitalmobilisierung im Energiesektor sein könnte. Die Portfoliofinanzierung über 500 Millionen Euro sichert dem Unternehmen die Mittel für das größte Projekt seiner Geschichte.

Der Clou des Modells: die gesellschaftsrechtliche Struktur. Ein Joint Venture zwischen dem Land Burgenland und dem Energieversorger bildet die rechtliche Basis. Durch die Mehrheitsbeteiligung des Landes muss der Energieversorger die Finanzierung nicht konsolidieren. Eine Haftung der Joint-Venture-Partner ist ausgeschlossen.

„Für uns ist dies das größte Projekt unserer Firmengeschichte", erklärt CFO Reinhard Czerny. Er sieht darin „ein neues wegweisendes Modell für die zukünftige Finanzierung von Großprojekten zur Klimawende."

Finanzierungskonsortium unter EIB-Führung

Die Europäische Investitionsbank (EIB) trägt 250 Millionen Euro der Finanzierung und stuft das Vorhaben als Leuchtturmprojekt ein. Die restlichen Mittel stammen von Erste Bank, Unicredit, Raiffeisenbank International, LBBW sowie den Versicherern Talanx und Vienna Insurance Group. Weitere 100 Millionen Euro kommen über EIB-unterstützte Darlehen.

Mit einer Eigenkapitalausstattung von 200 Millionen Euro fließt die Gesamtinvestition von 700 Millionen Euro in 13 Windkraft- und Photovoltaikparks, die bis 2026 fertiggestellt werden sollen.

Strategische Expansion mit Akkordeon-Fazilität

Das aktuelle Paket markiert nur den ersten Schritt einer ambitionierten Strategie. In Phase zwei plant Burgenland Energie rund 40 Erneuerbare-Energie-Projekte mit einer Gesamtleistung von 2.000 Megawatt – etwa ein Fünftel der aktuellen österreichischen Kapazität.

Für diesen erweiterten Investitionsrahmen von 1 bis 1,5 Milliarden Euro hat sich das Unternehmen bereits eine Akkordeon-Fazilität über bis zu 820 Millionen Euro gesichert.

Wirtschaftliche Kennzahlen und Beratung

Der mittelständische Energieversorger mit 900 Mitarbeitenden erwirtschaftete 2022/23 einen Umsatz von knapp 921 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Steuern betrug 43,6 Millionen Euro (+3,2 Prozent zum Vorjahr).

Die Finanzierung wurde von Deloitte (Financial Advisor) und Baker McKenzie (Rechtsberatung) strukturiert. Die Kreditgeber mandatierten Hogan Lovells und Binder Grösswang.

Politischer Kontext und Parallelen

Das Projekt steht in einem komplexen politischen Umfeld. Die SPÖ-geführte Landesregierung unter Hans Peter Doskozil sieht sich regelmäßig mit Kritik konfrontiert, darunter Vorwürfe übermäßiger Schuldenaufnahme über die Landesholding. Seit Februar 2025 regiert Doskozil in einer Koalition mit den Grünen.

Auch andere österreichische Energieversorger nutzen EIB-Finanzierungen. Die Energie AG Oberösterreich sicherte sich Ende 2024 rund 400 Millionen Euro für zwei Wasserkraftprojekte mit Gesamtkosten von 598 Millionen Euro.

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