EU und Mercosur schaffen größte Freihandelszone der Welt

Nach fast 25 Jahren Verhandlungen steht das Abkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten. Was die Freihandelszone mit über 700 Millionen Menschen bedeutet – und wo weiterhin Widerstand besteht.
Meilenstein in der Handelspolitik
Die EU-Kommission hat die Verhandlungen über eine Freihandelszone mit den Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay erfolgreich abgeschlossen. Das Abkommen, das mehr als zwei Jahrzehnte in der Entwicklung war, markiert die Entstehung einer der größten Freihandelszonen der Welt. Es soll Zölle senken und den Handel zwischen den Partnern deutlich ankurbeln.
„Dieses Abkommen ist ein Gewinn für Europa“, betonte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei der Verkündung in Montevideo. Unternehmen könnten durch niedrigere Zölle und vereinfachte Verfahren profitieren, während neue Arbeitsplätze und Wohlstand entstehen sollen.
Enorme Chancen für die Wirtschaft
Besonders optimistisch zeigt sich die deutsche Automobilindustrie, die auf stark steigende Exporte nach Südamerika hofft. Derzeit belasten hohe Zölle den Absatz deutscher Fahrzeuge in Ländern wie Brasilien und Argentinien erheblich.
Gleichzeitig wird das Abkommen als Signal an den neuen US-Präsidenten Donald Trump und als Antwort auf die wachsende Präsenz Chinas in Südamerika gesehen. Sollte der Deal scheitern, könnten sich die Mercosur-Staaten noch stärker Richtung China orientieren.
Kritik und Unsicherheiten
Das Abkommen stößt jedoch auf Widerstand – insbesondere aus Frankreich, Polen und Italien. Kritiker warnen vor einer Gefährdung europäischer Landwirte durch billige Importe aus Südamerika und einer möglichen Förderung der Regenwaldzerstörung. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bezeichnete den Deal als „inakzeptabel“.
Die EU-Kommission und die Bundesregierung weisen diese Vorwürfe zurück. Sie betonen, dass nur Produkte eingeführt werden dürfen, die den strengen EU-Vorschriften entsprechen, und dass die wirtschaftlichen Vorteile für Europa überwiegen.
Was noch offen bleibt
Bevor das Abkommen umgesetzt werden kann, stehen weitere Hürden an. Die Texte müssen juristisch geprüft und in die Sprachen aller Vertragsstaaten übersetzt werden. Zudem muss geklärt werden, ob das Abkommen als Ganzes oder in zwei Teile aufgeteilt den EU-Staaten zur Abstimmung vorgelegt wird.
Besonders umstritten ist, ob die nationale Zustimmung in allen Mitgliedsländern erforderlich sein wird. Das Europäische Parlament muss auf jeden Fall zustimmen. Eine finale Entscheidung wird frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2025 erwartet.
Fazit
Das Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten birgt enorme wirtschaftliche Chancen, bleibt jedoch politisch hoch umstritten. Während Deutschland und die EU-Kommission auf einen Erfolg drängen, könnten Proteste und nationale Interessen das Vorhaben weiterhin gefährden.