Der chinesische Elektroauto-Konzern nutzt seine bestehende Fertigungspartnerschaft für eigenständige Consumer-Electronics – Premium-SUV als Vehikel für vernetzte Mobilität.
Der Shenzener Automobilhersteller BYD positioniert sich strategisch im Consumer-Electronics-Bereich durch die Entwicklung eines proprietären Tablet-Systems. Das Gerät wird zunächst im Plug-in-Hybrid-SUV Tai 7 der Premiummarke Fang Cheng Bao implementiert und soll nahtlose Vernetzung zwischen Fahrzeugsystemen und mobilen Endgeräten ermöglichen. Diese Produkterweiterung erfolgt vor dem Hintergrund des vierten Quartals-Marktdebüts in China, während die Submarke parallel unter dem Namen Denza in Europa eingeführt wird. BYD zielt damit auf urbane Premium-Kunden ab, die umfassende digitale Integration in ihren Fahrzeugen erwarten.
BYDs einzigartige Marktposition resultiert aus seiner dualen Rolle als Automobilhersteller und etablierter Apple-Zulieferer. Seit 15 Jahren fungiert der Konzern als kritischer Partner in der Apple-Supply-Chain, wobei BYD-Tochterunternehmen schätzungsweise ein Drittel aller iPad-Geräte produzieren. Diese Fertigungsexpertise wird durch über 100.000 Mitarbeiter und 10.000 Ingenieure im sogenannten "Obstgeschäft" repräsentiert. Zusätzlich liefert BYD Komponenten wie Titanrahmen für iPhone Pro-Modelle und hat durch die Übernahme von Jabil Circuit-Werken seine Supply-Chain-Position weiter gestärkt. Diese bestehende Infrastruktur ermöglicht kostengünstige Eigenproduktion ohne Neuinvestitionen in Fertigungskapazitäten.
Die chinesische Automobilbranche erlebt eine beschleunigte Konvergenz zwischen Technologie- und Fahrzeugherstellern. Etablierte Electronics-Konzerne wie Xiaomi und Huawei drängen mit ihrer Digitalkompetenz in den Automotive-Sektor, während traditionelle Autobauer wie Nio durch eigene Smartphone-Entwicklung Kundenbindung stärken. BYDs Tablet-Initiative reagiert auf diese Marktverschiebung und nutzt bestehende Fertigungssynergien für Wettbewerbsdifferenzierung. Die Eigenentwicklung reduziert gleichzeitig Abhängigkeiten von externen Zulieferern und erhöht die Wertschöpfungstiefe.
Bloomberg Intelligence prognostiziert für "Smart Vehicles" bis 2030 ein globales Umsatzpotenzial von 742 Milliarden US-Dollar jährlich. Diese Entwicklung eröffnet Automobilherstellern wie BYD, Volkswagen, Ford und Mercedes-Benz sowie deren Zulieferern wiederkehrende Erlösquellen jenseits traditioneller Hardware-Verkäufe. Für Professional Services ergeben sich daraus komplexe steuerliche Herausforderungen: Die Abgrenzung zwischen Hardware-, Software- und Service-Umsätzen erfordert neue Bewertungsansätze, insbesondere bei grenzüberschreitenden Lizenzierungsmodellen und wiederkehrenden Digital-Services. BYDs vertikale Integration demonstriert die strategische Transformation traditioneller Geschäftsmodelle hin zu integrierten Technology-Ecosystemen – eine Entwicklung mit erheblichen Auswirkungen auf Bilanzierung, Transferpreisgestaltung und internationale Steueroptimierung.