Ein aktuelles Urteil des Landgerichts Kiel beleuchtet die Risiken beim Einsatz Künstlicher Intelligenz in Wirtschaftsinformationsdiensten und die daraus resultierenden Haftungsfragen.
Die Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) hat das Potenzial, Prozesse im Rechtswesen erheblich zu vereinfachen. Besonders bei standardisierten Aufgaben wie der Analyse und Zusammenführung von Daten erweist sich die Technologie als nützlich. Ein aktueller Fall zeigt jedoch, dass auch gut durchdachte KI-Systeme zu folgenschweren Fehlern führen können, wenn Kontrollmechanismen fehlen.
Ein Wirtschaftsinformationsdienst, der KI zur Auswertung von Veröffentlichungen wie dem Bundesanzeiger und Handelsregister einsetzt, geriet in die Kritik. Die Plattform hatte die Daten eines mittelständischen Unternehmens, das Wintergärten herstellt, falsch verarbeitet. Die KI stellte das Unternehmen fälschlicherweise als vermögenslos dar und meldete eine bevorstehende Löschung. In Wahrheit betraf die Information ein anderes Unternehmen.
Die fehlerhafte Mitteilung gefährdete die Reputation und Kreditwürdigkeit des betroffenen Unternehmens erheblich. Solche Meldungen beeinflussen das Ansehen eines Unternehmens am Markt, da potenzielle Geschäftspartner falsche Schlüsse ziehen könnten. Auf Aufforderung des Unternehmens löschte der Betreiber zwar die Mitteilung und verhinderte deren weitere Verbreitung. Doch eine Unterlassungserklärung lehnte er ab, was den Fall vor das Landgericht Kiel brachte.
Das Gericht entschied zugunsten des betroffenen Unternehmens und verurteilte den Portalbetreiber. Es argumentierte, dass dieser sich die von seiner Software generierten Inhalte zu eigen gemacht habe. Selbst wenn die Künstliche Intelligenz fehlerhaft programmiert sei, entbinde das den Betreiber nicht von seiner Verantwortung. Die Entscheidung unterstreicht, dass Unternehmen, die KI-Systeme nutzen, auch für deren Fehler geradestehen müssen.
Obwohl der Portalbetreiber argumentierte, er habe die Daten nicht bewusst falsch verarbeitet, bewertete das Gericht die Veröffentlichung als Eingriff in das grundgesetzlich geschützte Recht am Gewerbebetrieb des betroffenen Unternehmens. Zwar wurde die Meinungsfreiheit des Betreibers abgewogen, doch die potenziellen Schäden für das Unternehmen wogen schwerer.
Das Urteil des Landgerichts Kiel zeigt die Grenzen und Risiken der KI im Rechts- und Informationsmarkt. Es macht deutlich, dass Unternehmen, die KI einsetzen, nicht nur auf die Effizienz ihrer Systeme vertrauen, sondern auch strenge Kontrollmaßnahmen implementieren müssen. Denn unzureichende Prüfungen können nicht nur rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen, sondern auch das Vertrauen in die Technologie insgesamt erschüttern.
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