Eine Hamburger Privathochschule reagiert auf Diversität in der Justiz – Pride Network vernetzt queere Professionals zwischen Kanzleien und Gerichten.
Parallel zur Hamburger Christopher Street Day-Demonstration lancierte die Bucerius Law School das "Pride Network" als institutionsübergreifende Vernetzungsplattform. Diese Initiative bildet einen zentralen Baustein der strategischen Neupositionierung zum 25-jährigen Hochschulbestehen und ergänzt curriculare Reformen um gesellschaftspolitisches Engagement.
Präsident Prof. Dr. Michael Grünberger positioniert die Hochschule bewusst als Diversitätsvorreiterin: "Die Regenbogenfahne hängt immer auf unserem Campus, nicht nur im Pride-Monat Juni. Sie ist unser dauerhaftes Versprechen gelebter Vielfalt." Als private Stiftungseinrichtung sieht sich Bucerius in besonderer Grundrechteschutz-Verantwortung.
Das Netzwerk adressiert konkrete Bedarfe aus Partnerinstitutionen nach institutionsübergreifender Kooperation. Bucerius fungiert als zentrale Vermittlungsinstanz zwischen queeren Professionals und deren Unterstützern aus Anwaltskanzleien, Justiz, Wissenschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft. Diversity-Koordinatorin Isabelle Müller-Pfister definiert das Programm als sicheren Dialog zwischen Berufstragenden und Studierenden mit dem Motto "Solidarisch, sichtbar, queer". Regelmäßige Veranstaltungen sollen strukturierten Austausch ohne formelle Mitgliedschaftsanforderungen ermöglichen.
Die Netzwerkgründung erfolgt vor dem Hintergrund internationaler Diversitätsprogramm-Kürzungen unter der Trump-Administration. Mehrere US-Kanzleien reduzierten ihre LGBTQIA+-Initiativen, während deutsche Unternehmen mit amerikanischen Verbindungen während des Pride Month verhaltener agierten als in Vorjahren. Diese Entwicklung verdeutlicht die Bedeutung lokaler Diversitätsinitiativen als Gegengewicht zu politischen Rückschritten. Bucerius positioniert sich bewusst als Stabilitätsanker für queere Rechts-Professionals in unsicheren Zeiten.
Für Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung entstehen durch solche Diversitätsnetzwerke neue Rekrutierungs- und Mandantenbeziehungskanäle. LGBTQIA+-sensible Kanzleien können sich über das Netzwerk als attraktive Arbeitgeber positionieren und gleichzeitig Zugang zu unterrepräsentierten Talentpools gewinnen. Die Initiative reflektiert einen breiteren Wandel in Professional Services, wo Diversität zunehmend als Wettbewerbsfaktor und Mandantenerwartung fungiert. Kanzleien ohne entsprechende Programme riskieren Reputations- und Rekrutierungsnachteile im umkämpften Arbeitsmarkt für Rechts-Professionals. Das Bucerius Pride Network könnte als Modell für ähnliche Initiativen an anderen Hochschulen und in Professional Services-Organisationen dienen.