Banking-Merger im Fokus: Kartellamt gibt grünes Licht für Unicredit-Strategie

Die Freigabe der 30%-Beteiligung an der Commerzbank eröffnet den Italienern strategische Optionen, während der Wettbewerb auf dem deutschen Bankenmarkt neu justiert wird.
Strategische Positionierung im deutschen Bankenmarkt
Das Bundeskartellamt (BKartA) hat der italienischen Unicredit den schrittweisen Aufbau ihrer Commerzbank-Beteiligung auf knapp 30 Prozent genehmigt. Nach eingehender Prüfung urteilte die Wettbewerbsbehörde, dass trotz der verstärkten Marktposition im deutschen Privat- und Firmenkundengeschäft keine erhebliche Wettbewerbsverzerrung zu erwarten sei.
BKartA-Präsident Andreas Mundt betonte in seiner Stellungnahme die Gründlichkeit der Untersuchung. Man habe sich die betroffenen Finanzdienstleistungen intensiv angesehen. In allen relevanten Geschäftsbereichen seien weiterhin "bedeutende Wettbewerber" präsent, darunter die Deutsche Bank, DZ BANK, Helaba, LBBW und BayernLB.
Regulatorische Implikationen und Schwellenwerte
Die Freigabe wurde im Rahmen der Fusionskontrolle (§ 40 GWB) erteilt, da keine belastbaren Hinweise auf eine erhebliche Wettbewerbsbehinderung identifiziert wurden. Mit der aktuellen Beteiligung von 28 Prozent – teilweise über Finanzinstrumente gehalten – nähert sich Unicredit strategisch der kritischen 30-Prozent-Schwelle des Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetzes (§ 35 WpÜG).
Strategische Optionen zwischen Investment und Übernahme
Die offiziellen Verlautbarungen des Unicredit-Managements charakterisieren das Engagement weiterhin als "Investment". Die Frage einer vollständigen Übernahme bleibt jedoch offen. Besondere Bedeutung kommt dabei der Bundesbeteiligung von rund 12 Prozent zu, die potenziell als Schlüssel für eine Kontrollmehrheit dienen könnte. Branchenexperten erwarten nun intensive Gespräche mit der neuen Bundesregierung, nachdem die Ampel-Koalition einer Übernahme kritisch gegenüberstand. Die kartellrechtliche Freigabe verschafft Unicredit jedenfalls erheblichen Handlungsspielraum bei der weiteren strategischen Ausrichtung im deutschen Bankenmarkt.