Visma erobert deutschen Steuermarkt: Millionen-Deal um Accountable besiegelt

Norwegischer Softwarekonzern erwirbt Berliner Steuer-App und setzt damit seinen strategischen Expansionskurs im DACH-Raum fort.
Konsolidierungswelle im FinTech-Sektor nimmt Fahrt auf
Der Cloud-Softwareanbieter Visma, im Besitz des Londoner Private-Equity-Unternehmens HG Capital, übernimmt das Berliner Steuer-Start-up Accountable zu einer Bewertung im hohen zweistelligen Millionenbereich. Der Deal markiert bereits die zweite bedeutende Übernahme im Bereich digitaler Buchhaltungslösungen in 2025, nachdem im Januar Cegid (Silver Lake) das Offenburger Start-up Sevdesk für geschätzte 320 Millionen Euro akquirierte.
Strategische Zukäufe für den größten europäischen Markt
"Wir haben die Entwicklung von Accountable über mehrere Jahre hinweg mit Interesse verfolgt", erklärt Visma-CEO Merete Hverven. Die Norweger, die 2024 einen Umsatz von 2,8 Milliarden Euro bei einem Ebitda von 893 Millionen Euro erzielten, verstärken mit dem Zukauf ihre Position im lukrativen deutschen Markt.
Managementteam bleibt – Wachstumsambitionen steigen
Accountable behält seine Eigenständigkeit innerhalb der Visma-Gruppe. Die Gründer bleiben an Bord, während die bisherigen Investoren ausgezahlt werden. "Die Investition von Visma leitet eine neue Wachstumsphase ein", betont Mitgründer Tino Keller. Besonders wertvoll: Vismas Expertise im Bereich E-Rechnung, die seit Januar für deutsche Unternehmen verpflichtend ist.
Digitalisierungswelle treibt Branchenkonsolidierung
"Investoren sehen hier viel Potenzial, denn viele Selbstständige und kleine Unternehmen waren bisher analog unterwegs und beginnen durch die E-Rechnungspflicht, aber auch KI-Lösungen ihre Buchhaltung zu digitalisieren", erklärt Softwareexperte Ashkan Kalantary von der Investmentbank Lincoln International. Mit Exakt (Niederlande) und Teamsystems (Italien) stehen bereits weitere Private-Equity-getriebene Käufer in den Startlöchern.
Kreative Umgehung des Fremdbesitzverbots
Während Start-ups wie Accountable für Investoren frei zugänglich sind, bleibt das Interesse an Steuerberatungskanzleien durch das deutsche Fremdbesitzverbot kompliziert. Innovative Strukturen gewinnen jedoch an Bedeutung – so gelang es beispielsweise dem Großinvestor KKR, Kapital in die Kanzleigruppe ETL einzubringen.