Vom Kohlerevier zum KI-Kraftwerk: Griechenlands digitale Transformation

Der Energiekonzern PPC plant ein gigantisches Rechenzentrum auf dem Gelände eines stillgelegten Braunkohlereviers – ein Vorzeigeprojekt für den griechischen Strukturwandel.
Digitales Epizentrum im ehemaligen Kohlebecken
Wo einst gewaltige Schaufelradbagger in nordgriechischen Tagebaugebieten bei Kozani die Erde aufwühlten, entsteht nun eine Vision der Zukunft: Das "West Macedonia Valley" soll eines der leistungsstärksten Rechenzentren weltweit beherbergen. Der griechische Stromversorger Public Power Corporation (PPC) wandelt die Standorte der auslaufenden Kraftwerke Agios Dimitrios und Ptolemais in ein hochmodernes Datenverarbeitungszentrum um.
Milliarden-Investition mit politischer Rückendeckung
"Ein Projekt von globalen Dimensionen" – mit diesen Worten unterstreicht Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis die Bedeutung des Vorhabens. Die Investitionssumme beläuft sich auf anfänglich 3,2 Milliarden Euro, mit Erweiterungspotenzial auf insgesamt 5,75 Milliarden Euro. Der staatliche Beteiligungsfonds HCAP als größter PPC-Aktionär (35,3%) sichert die politische Unterstützung.
Skalierbare Technologieinfrastruktur
Das Hyperscale-Rechenzentrum startet mit einer Leistung von 300 Megawatt und kann auf 1000 MW ausgebaut werden. Diese Dimension würde es in die Riege der weltweit führenden Datenverarbeitungsanlagen katapultieren. PPC-Vorstandschef George Stassis verweist auf ideale Standortbedingungen: ausreichend Fläche, vorhandene Hochspannungsnetze, Kühlwasserreservoirs und qualifizierte Arbeitskräfte.
Autarke Energieversorgung
Die Stromversorgung erfolgt durch lokale Erneuerbare: PPC errichtet Photovoltaikanlagen mit 2130 MW Gesamtleistung – darunter das Ptolemais-Projekt (550 MW) und ein gemeinsam mit RWE entwickelter 450-MW-Solarpark in Amynteo. Energiespeicher mit 860 MW Kapazität, darunter zwei Pumpspeicherkraftwerke, ergänzen das System. Als Backup dienen ein umgerüstetes Gaskraftwerk und eine zusätzliche 100-MW-Anlage.
Diese Transformation spiegelt den nationalen Energiewandel wider: Vom 67-prozentigen Braunkohleanteil im Jahr 2000 ist Griechenland auf 6,6 Prozent im Jahr 2024 gesunken, während erneuerbare Energien inzwischen 51 Prozent des Strommixes ausmachen – ein Symbol für den Wandel vom Sanierungsfall zum Technologieführer.