Paradigmenwechsel in der Kanzleibewertung: Was Top-Arbeitgeber im Rechtsmarkt 2025 auszeichnet

17.03.2025
17.03.2025
5 Minuten
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Die radikale Neuausrichtung des renommierten Azur-Rankings definiert Exzellenzstandards neu und signalisiert eine fundamentale Verschiebung im War for Talent der Rechtsbranche.

Zehn Elitekanzleien in der Spitzengruppe – Früherer Platzhirsch CMS verliert signifikant an Boden

Die etablierte Hierarchie im deutschen Kanzleimarkt erfährt eine bemerkenswerte Neujustierung. Das im Rechtsmarkt maßgebliche Karrieremagazin „Azur" hat sein traditionelles Ranking-System nach Jahren linearer Platzierungen in ein differenziertes Kategorisierungsmodell mit Sternebewertungen transformiert. Diese methodische Revolution führt zu einer signifikanten Erweiterung der absoluten Spitzengruppe: Statt eines singulären Spitzenreiters teilen sich nun zehn Sozietäten die höchste Auszeichnungsstufe mit fünf Sternen.

Freshfields Bruckhaus Deringer, über Jahre in einem intensiven Konkurrenzkampf mit CMS um die Spitzenposition, findet sich nun in illustrer Gesellschaft mit A&O Shearman, Baker McKenzie, Clifford Chance und weiteren Wettbewerbern. Besonders bemerkenswert: Der langjährige Kontrahent CMS rutschte auf die mittlere Kategorie mit drei Sternen ab. Auch die traditionsreiche Kanzlei Hengeler Mueller, im Vorjahr noch auf Platz drei positioniert, konnte sich nicht für die Spitzengruppe qualifizieren und erhielt vier Sterne.

Neuausrichtung der Bewertungskriterien – Mitarbeiterperspektive gewinnt an Gewicht

Der methodische Paradigmenwechsel geht einher mit einer fundamentalen Neugewichtung der Bewertungskriterien. Während zuvor vorwiegend quantitative Faktoren wie Vergütungsstruktur, Mitarbeiterwachstum und Einstellungspläne im Mittelpunkt standen, rückt nun verstärkt die qualitative Dimension in den Fokus.

Das diesjährige Ranking basiert primär auf einer umfassenden Erhebung unter Bewerbern und Associates, deren Einschätzungen und Erfahrungsberichte von der Redaktion hinsichtlich Marktrelevanz und Aussagekraft evaluiert wurden. Erst nachrangig flossen klassische Parameter wie Fortbildungsprogramme, Karriereoptionen, Vergütungsniveau sowie Work-Life-Balance und Familienkompatibilität in die Bewertung ein.

Die Neuausrichtung reflektiert die zunehmende Diversifizierung der Berufseinsteigerpräferenzen: Während einige Absolventen die umfassenden Ausbildungsstrukturen und internationalen Netzwerke der Großkanzleien präferieren, suchen andere gezielt nach hochspezialisierten Boutiquen mit direktem Mandatszugang ab dem ersten Arbeitstag.

Redeker Sellner Dahs als Arbeitgeber des Jahres ausgezeichnet – Erfolgreicher Generationswechsel als Schlüsselfaktor

In einer Premiere kürt „Azur" erstmals einen „Arbeitgeber des Jahres" – eine Auszeichnung, die an die Bonner Traditionskanzlei Redeker Sellner Dahs verliehen wurde. Die Sozietät hat trotz eines umfassenden Generationswechsels ihre historisch gewachsene Position als exzellente Ausbildungskanzlei nicht nur bewahrt, sondern signifikant weiterentwickelt.

Das Bonner Erfolgsmodell basiert auf einem dualen Ansatz: Während die fachliche Expertise durch exzellentes juristisches Training systematisch aufgebaut wird, investiert die Kanzlei gezielt in die Mandatsautonomie ihrer Nachwuchskräfte. Associates erhalten frühzeitig ein eigenes Stakeholder-Portfolio zur selbstständigen Betreuung – ein Alleinstellungsmerkmal im risikoscheuen deutschen Rechtsmarkt. Die Jury honorierte insbesondere die kulturelle Dimension: „Wertschätzende Führungskultur" und „proaktive Talentpflege" überzeugten gegenüber renommierten Wettbewerbern wie Linklaters und der Siemens-Rechtsabteilung.

Die Diskrepanz zwischen Auszeichnung und Klassifizierung sorgt für Gesprächsstoff in der Branche: Trotz des Jahrespreises verharrt Redeker Sellner Dahs mit drei Sternen im soliden Mittelfeld – gleichauf mit internationalen Playern wie CMS und Latham & Watkins. Ein deutlicher Indikator dafür, dass spezifische Stärken und Gesamtperformance im neuen System differenzierter bewertet werden.

Vergütungsexplosion im US-Segment – Milbank Tweed führt mit Rekordgehalt

Die US-Kanzleien dominieren weiterhin unangefochten das obere Segment der Vergütungsstruktur. An der Spitze steht erneut Milbank mit einem Einstiegsgehalt von 180.000 Euro zuzüglich eines Bonus von circa 14.000 Euro. Im Vergleich zum Vorjahr haben mehrere Wettbewerber ihre Vergütungspakete signifikant angehoben und sind an der traditionell zweitplatzierten Willkie Farr & Gallagher (175.000 Euro) vorbeigezogen.

Das Spitzenquintett der vergütungsstärksten Kanzleien komplettieren Skadden Arps (180.000 Euro), Kirkland & Ellis (178.000 Euro inklusive Bonus) sowie Quinn Emanuel (175.000 Euro plus Bonus von circa 15.000 Euro).

Zusatzprämierungen für DLA Piper, Rödl & Partner und Arqis

Neben der Hauptauszeichnung wurden drei weitere Awards in Spezialkategorien vergeben:

DLA Piper erhielt die Auszeichnung für Karriereförderung mit ihrem innovativen „Be a parent"-Programm, das Eltern-Coaching, Kinderbetreuungskooperationen, finanzielle Zuschüsse und flexible Arbeitszeitmodelle umfasst. Besonders bemerkenswert: Die gezielte Förderung der Väterrolle resultierte in einem Anstieg der Teilzeitquote unter männlichen Associates um fünf Prozentpunkte. Die Kanzlei setzte sich unter anderem gegen die Rechtsabteilung von Google Germany durch.

Rödl & Partner wurde für sein Innovationspotenzial prämiert, insbesondere für die neu etablierten Innovation Labs, in denen kollaborativ an zukunftsorientierten Arbeitsmodellen gearbeitet wird. Die kontinuierliche Erweiterung der digitalen Schulungskomponenten erzielte in der Umfrage exzellente Bewertungen.

Der Regionalpreis ging an Arqis, wobei insbesondere die Asien-Expertise mit dem Japan-Desk und dem Tokio-Büro hervorgehoben wurde, die bereits bei Praktikanten auf hohes Interesse stößt. Die Kanzlei punktet zudem mit einer dedizierten IT-Trainerin für die digitale Kompetenzentwicklung. Associates attestieren ein "exzellentes Arbeitsklima", authentisch gelebte Diversität und eine ausgewogene Arbeitsbelastung.

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