Prüfungskomplikationen: Brockhaus Technologies ohne testierten Abschluss

Der Private-Equity-Investor Brockhaus Technologies steht vor einem unerwarteten regulatorischen Hindernis: Die geplante Veröffentlichung des testierten Konzernabschlusses zum 28. März 2025 muss verschoben werden. Hintergrund sind ausstehende Prüfungsnachweise sowie eine laufende Untersuchung bei einer ausländischen Tochtergesellschaft des Portfoliounternehmens IHSE.
Prüfungshemmnisse bei KVM-Spezialist
Der Abschlussprüfer KPMG sieht sich nach Unternehmensangaben außerstande, den ursprünglich vorgesehenen Zeitplan einzuhalten. In einer Ad-hoc-Mitteilung nennt Brockhaus Technologies zwei konkrete Gründe: Zum einen fehlen dem Big-Four-Haus wichtige Prüfungsnachweise. Zum anderen beeinträchtigt eine nicht näher spezifizierte "Untersuchung eines Geschäftsvorfalls" bei einer ausländischen Tochtergesellschaft des Portfoliounternehmens IHSE den Prüfungsprozess.
IHSE, ein Technologiehersteller für IT-Komponenten im KVM-Segment (Keyboard, Video, Mouse), gehört seit 2019 zum Portfolio des börsennotierten Finanzinvestors. Mit einem Umsatz von 40 Millionen Euro im Jahr 2022 repräsentiert das baden-württembergische Unternehmen einen bedeutenden Teil des Brockhaus-Portfolios.
Intransparenz bei den Verzögerungsgründen
Die konkreten Hintergründe der Prüfungsverzögerung bleiben unklar. Weder zu den fehlenden Prüfungsnachweisen noch zur laufenden Untersuchung bei IHSE wollte sich Brockhaus Technologies auf Nachfrage detaillierter äußern. Ein Unternehmenssprecher verwies lediglich darauf, dass man "mit Nachdruck daran arbeitet, den Sachverhalt in Abstimmung mit dem Abschlussprüfer zeitnah aufzuklären."
KPMG, die seit dem Börsengang von Brockhaus Technologies im Jahr 2020 als Wirtschaftsprüfer mandatiert ist, lehnte mit Verweis auf die gesetzliche Verschwiegenheitspflicht jegliche Stellungnahme ab. Ein neuer Veröffentlichungstermin für den Konzernabschluss wurde bislang nicht kommuniziert.
Ergebnisvorlage trotz Prüfungskomplikationen
Trotz der Prüfungskomplikationen betont das Unternehmen, dass der Vorfall bei IHSE keine Auswirkungen auf die bereits Anfang März veröffentlichten vorläufigen Geschäftszahlen haben soll. Demnach erwirtschaftete Brockhaus Technologies im Geschäftsjahr 2024 einen Umsatz von 205 Millionen Euro – ein Anstieg von 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das EBITDA verbesserte sich um 7 Prozent auf 66 Millionen Euro.
Bemerkenswert ist jedoch, dass beide Kennzahlen deutlich unter der im November 2024 bestätigten Unternehmensprognose liegen. Ursprünglich hatte der Private-Equity-Investor einen Umsatz zwischen 220 und 240 Millionen Euro sowie ein EBITDA von 80 bis 90 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Als Gründe für die Verfehlung nannte das Unternehmen Anlaufschwierigkeiten bei der Plattform Bike2Future sowie verzögerte Auslieferungen bei IHSE – jenem Unternehmen, das nun im Zentrum der Prüfungsverzögerung steht.
Kapitalmarktreaktion und Perspektive
Die Börse reagierte umgehend auf die Meldung: Der Aktienkurs von Brockhaus Technologies sackte über das Wochenende zeitweise um fast 4 Prozent auf 18,25 Euro ab und markierte damit ein neues Zweijahrestief.
Für das von Marco Brockhaus im Jahr 2000 gegründete und seit 2020 börsennotierte Unternehmen stellt die aktuelle Situation eine bedeutende Herausforderung dar. Die Verzögerung bei der Testatserteilung wirft Fragen auf, die über die reine Terminverschiebung hinausgehen und das Vertrauen des Kapitalmarkts auf die Probe stellen.