Finanzministerium ignoriert Mittelstandsrealität – DStV warnt vor Kollaps bewährter Rechnungsprozesse durch überambitionierte E-Invoice-Regulierung.
Ein Jahr nach der Erstveröffentlichung präsentiert das Bundesfinanzministerium einen modifizierten E-Rechnung-Regelkatalog, der fundamentale Prüfungsdefizite offenlegt. Der Deutsche Steuerberaterverband attackiert in seiner Stellungnahme S 06/25 die mangelnde Implementierungsklarheit und fordert konkrete Sanktionsgrenzen für technische Pannen.
Kritischer Schwachpunkt: Die Finanzverwaltung verschleiert ihre Überwachungsmechanismen und überlässt mittelständische Unternehmen sowie deren Steuerexperten einem regulatorischen Vakuum. Diese Planungsunsicherheit bedroht die ordnungsgemäße Compliance-Umsetzung erheblich. Der DStV insistiert auf Nachsicht bei rein maschinellen Defekten und verlangt anwendungsorientierte Richtlinien statt theoretischer Konstrukte.
Während Finanzpolitiker ursprünglich Kontinuität zwischen Papier- und Digital-Rechnungen suggerierten, demaskiert der aktuelle Entwurf eine grundlegende Systemtransformation. Baubranche-Abrechnungen werden besonders hart getroffen: Leistungsmodifikationen erzwingen künftig komplette Neuerstellungen statt etablierter Nachtragsverfahren. Zusätzlich eliminiert das BMF-Konzept bewährte Dokumentenreferenzen zugunsten vollständiger Datenintegration in strukturierte XML-Formate. Diese Restrukturierung generiert massive Speicheranforderungen und Workflow-Störungen. Der Steuerberaterverband brandmarkt diese Bürokratisierungsoffensive als mittelstandsfeindlich und propagiert etablierte Verfahrensbeibehaltung.
Immerhin korrigierte das BMF seine ursprünglich restriktive Kleinunternehmer-Doktrin: Die Zustimmungspflicht für E-Rechnung-Versendung an gewerbliche Empfänger entfällt nach DStV-Intervention. Diese Liberalisierung bestätigt die Verbands-Lobbyarbeit und demonstriert politische Einflussmöglichkeiten bei überzogenen Regulierungsansätzen.
Parallele Infrastruktur-Planungen für 2030er-Umsatzdatenerfassung mobilisieren bereits jetzt den DStV-Widerstand. Der Verband kämpft um exklusive Intermediärsposition zwischen Steuerpflichtigen und Behörden und blockiert Direktmeldesystem-Konzepte. Gleichzeitig verteidigt der DStV traditionelle Voranmeldungsverfahren gegen Vereinfachungsbestrebungen. Argument: Rechnungsdaten allein ermöglichen keine sachgerechte Steuerermittlung – eine Position, die Berufsstand-Relevanz sichert, aber Digitalisierungsfortschritt hemmt. Der Steuerberaterverband positioniert sich als Qualitätswächter gegen technokratische Automatisierung und verteidigt komplexe Beratungsstrukturen im KMU-Segment. Diese Fundamental-Opposition reflektiert den Kampf zwischen digitaler Transformation und traditioneller Steuerberatung um Marktdominanz im deutschen Compliance-Sektor.
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