Personalnotstand in Rechtsabteilungen: Chance für kostenbewusste Kanzleien

05.03.2025
05.03.2025
3 Minuten
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Die anhaltende Rationalisierung im Legal-Bereich eröffnet neue Marktpotenziale für mittelständische Beratungsdienstleister, während Inhouse-Teams unter zunehmendem Effizienz- und Kostendruck operieren müssen.

Entlassungswelle trifft Rechtsabteilungen mit voller Wucht

Der Sparkurs in deutschen Unternehmensrechtsabteilungen hat sich 2024 signifikant verschärft. Laut aktueller JUVE-Inhouse-Erhebung musste knapp ein Viertel aller General Counsel im vergangenen Jahr juristische Fachkräfte freisetzen - ein alarmierend hoher Wert, der sich zum zweiten Mal in Folge manifestiert. Während etwa 60 Prozent der befragten Rechtsabteilungen zwar Neueinstellungen von Berufsträgern vornahmen, handelte es sich dabei überwiegend um Ersatzrekrutierungen ohne Aufstockungseffekt.

Besonders prekär stellt sich die Situation bei Fachkräften wie Wirtschaftsjuristen sowie Patent- und Markensachbearbeitern dar. In diesem Segment übersteigt die Zahl der Personalabbauprogramme jene der Neurekrutierungen deutlich, was zu einer kontinuierlichen Reduzierung der durchschnittlichen Mitarbeiterzahl in deutschen Rechtsabteilungen führt.

Pessimistische Personalplanung für 2025

Die Zukunftsaussichten präsentieren sich noch restriktiver: Lediglich ein gutes Drittel der befragten Rechtsabteilungsleitungen plant für das laufende Jahr 2025 überhaupt mit personellem Zuwachs - ein markanter Rückgang von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Auffällig ist zudem die stark gestiegene Planungsunsicherheit: 25 Prozent der Umfrageteilnehmer äußern sich unentschlossen hinsichtlich zukünftiger Personalinvestitionen, was einer Zunahme von 67 Prozent im Jahresvergleich entspricht.

Diese zurückhaltende Einstellungspolitik resultiert aus einem Zusammenspiel multipler Faktoren: makroökonomische Volatilität, restriktivere Budgetvorgaben und der sich verschärfende Fachkräftemangel im juristischen Bereich.

Strategische Adaptionsmaßnahmen der Rechtsabteilungen

Angesichts der personellen Ressourcenknappheit sehen sich Rechtsabteilungsleitungen gezwungen, alternative Strategien zu implementieren, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Die Umfragedaten zeigen eine klare Präferenz für konventionelle Lösungsansätze:

  1. Interne Qualifikations- und Weiterbildungsprogramme für vorhandenes Personal
  2. Temporäre Interimslösungen (knapp 20 Prozent der Befragten)
  3. Strukturreformen in der Rechtsabteilung (ca. 60 Prozent der Teilnehmer)

Bemerkenswert ist dabei eine Trendverschiebung bei externen Unterstützungsmodellen: Erstmals überflügeln die kostengünstigeren Leihjuristen spezialisierter Dienstleister die deutlich kostenintensiveren Secondments aus Anwaltskanzleien.

Opportunitätsfenster für mittelständische Kanzleien

Während die exorbitant gestiegenen Honorarsätze internationaler Großkanzleien die Mandantenbeziehungen zunehmend belasten und eine umfassende Auslagerung juristischer Dienstleistungen vielfach aus Kostengründen verhindern, eröffnet sich für mittelständische Kanzleien und Boutiquen ein attraktives Marktpotenzial.

Anders als ihre US-amerikanischen Wettbewerber können diese mit moderateren Honorarstrukturen punkten und sich als kostenbewusste Alternative für Rechtsabteilungen unter Budgetdruck positionieren. Die personellen Engpässe in den Inhouse-Teams bei gleichzeitig steigenden Compliance-Anforderungen und regulatorischen Herausforderungen bieten substanzielle Wachstumschancen für agile und preislich wettbewerbsfähige juristische Beratungsdienstleister.

Die Mehrheit der General Counsel (rund 60 Prozent) setzt auf interne Restrukturierungsmaßnahmen, um durch Effizienzsteigerungen den bereits erfolgten oder drohenden Personalabbau zu kompensieren und die Leistungsfähigkeit ihrer Teams zu sichern.

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