Marktverschiebung bei den Big Four: EY verliert Anschluss im WP-Segment

29.03.2025
29.03.2025
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Die jüngste Prüferrotationswelle hat die Kräfteverhältnisse im deutschen Wirtschaftsprüfungsmarkt neu justiert – PwC dominiert weiterhin, während sich dahinter ein intensiver Dreikampf entwickelt, bei dem EY deutlich an Boden verliert.

PwC dominiert als unangefochtener Marktführer

Mit einer Gesamtleistung von 917 Millionen Euro bleibt PwC die klare Nummer eins. Das Audit-Geschäft trägt 30,7 Prozent zur Gesamtleistung bei. Eine direkte Vorjahresvergleichbarkeit ist aufgrund organisatorischer Neustrukturierungen nicht gegeben.

Der Erfolg basiert auf Mandantenunterstützung bei Finanz-und Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie signifikanten Mandatsgewinnen wie Mercedes-Benz und Beiersdorf. Mit diesen Zugewinnen wird PwC in der kommenden Saison 16 Dax40-Prüfmandate halten – mehr als jeder Wettbewerber. Insgesamt betreut PwC 258 PIE-Unternehmen.

Die Neuzugänge bringen erhebliches Umsatzpotenzial: Das Mercedes-Mandat generierte beim Vorgänger KPMG zuletzt 34 Millionen Euro, während Beiersdorf an EY 2,7 Millionen Euro zahlte. Allerdings steht 2026 der Verlust des Allianz-Mandats (25,4 Millionen Euro) bevor.

KPMG konsolidiert Position mit signifikantem Wachstum

KPMG behauptet mit 770 Millionen Euro (+7,7 Prozent) den zweiten Platz und reduziert den Abstand zu PwC. Die Wirtschaftsprüfung steuert 29,6 Prozent zur Gesamtleistung bei.

Im Dax teilt sich KPMG mit jeweils neun Prüfmandaten den zweiten Platz mit Deloitte. Ab 2026 gewinnt KPMG die Munich Re (bisheriges EY-Honorar: 16,4 Millionen Euro), verliert jedoch das Qiagen-Mandat an EY. Im MDax hat KPMG mit 36 Prozent der gelisteten Unternehmen eine Führungsposition. Die Gesamtzahl der PIE-Mandate sank auf 142 (-12).

EY: Wirecard-Schatten belastet Wettbewerbsposition

Mit 720 Millionen Euro Umsatz (27,7 Prozent des Gesamtumsatzes) musste EY seine Augenhöhe mit KPMG aufgeben. Der Wirecard-Skandal wirkt nach: Seit 2020 konnte EY kein bedeutendes PIE-Mandat mehr gewinnen, seit März 2024 gilt ein Annahmeverbot für neue Prüfmandate.

Im Dax prüft EY nur noch sechs Unternehmen und verlor den dritten Platz an Deloitte. Die Gesamtzahl der PIE-Mandate sank um weitere zwölf auf 100.

Für EY zeigt sich jedoch eine Perspektive: Ab 2026 darf das Unternehmen wieder neue Mandate annehmen. Mit DWS und Qiagen konnten bereits erste PIE-Mandate gesichert werden – letzteres durch den niederländischen Firmensitz außerhalb des deutschen Apas-Sperrbereichs.

Deloitte: Aufholkurs mit dynamischem Wachstum

Als kleinste der Big Four demonstriert Deloitte mit 645 Millionen Euro Umsatz (+12,5 Prozent) die höchste Dynamik. Die Wirtschaftsprüfung trägt 25 Prozent zum Gesamtumsatz bei.

Im Dax prüft Deloitte inzwischen neun Unternehmen – eine bemerkenswerte Steigerung von nur einem Mandat vor sieben Jahren. Mit Neuzugängen wie BASF, Infineon und RWE sowie weiteren Mandatsgewinnen (u.a. ING, Cewe) konnte Deloitte als einzige Big-Four-Gesellschaft die Anzahl der PIE-Mandate erhöhen – um 14 auf insgesamt 101.

Branchentrend: Rückläufige PIE-Mandate

Die Gesamtzahl der PIE-Mandate bei den Big Four sank auf 601 (Vorjahr: 614). Diese Entwicklung reflektiert sowohl die gesteigerte Wettbewerbsintensität durch die Next Six als auch das temporäre EY-Annahmeverbot.

Mit der anstehenden Rotationswelle, eingeläutet durch die Neuausschreibung des Bayer-Mandats für 2027, steht bereits die nächste Runde im intensiven Wettbewerb der Big Four bevor.

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