Deutscher Automobilsektor im globalen Abwärtstrend: EY-Analyse offenbart strukturelle Wettbewerbsnachteile

Die neue Branchenanalyse von EY zeigt eine besorgniserregende Entwicklung: Deutsche Premiumhersteller verlieren im internationalen Vergleich signifikant an Wettbewerbsfähigkeit – mit potenziell weitreichenden Konsequenzen für den Industriestandort Deutschland.
Deutsche OEMs mit unterdurchschnittlicher Performance
Eine aktuelle Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY, die die Finanzkennzahlen der 16 weltweit führenden Automobilhersteller untersucht hat, belegt die schwierige Position deutscher Hersteller im internationalen Wettbewerb.
Während der Gesamtumsatz aller untersuchten Konzerne 2024 um 1,6 Prozent auf über zwei Billionen Euro stieg, verzeichneten die deutschen Hersteller einen kumulierten Umsatzrückgang von 2,8 Prozent. Im direkten Branchenvergleich schnitt nur Stellantis mit einem Umsatzrückgang von 17 Prozent schlechter ab als VW, BMW und Mercedes-Benz.
Mit einem Gesamtumsatz von 613 Milliarden Euro repräsentieren die deutschen Hersteller immer noch etwa 30 Prozent des globalen Marktvolumens, jedoch mit rückläufiger Tendenz. Auch bei der operativen Gewinnentwicklung zeigen sich die deutschen Konzerne deutlich schwächer als insbesondere japanische und US-amerikanische Wettbewerber.
Ursachenkomplex: Markt und hausgemachte Probleme
EY-Experte Constantin Gall identifiziert multiple Problemfelder: "Der Absatz entwickelt sich schwach, die hohen Investitionen in die Elektromobilität amortisieren sich nicht, weil die Nachfrage bei weitem nicht so stark ist wie erhofft."
Zusätzlich kämpfen die deutschen Konzerne mit selbstverursachten Problemen wie kostspieligen Software-Projekten ohne adäquaten ROI, Restrukturierungskosten und Rückrufaktionen.
Während es den Premiumherstellern 2023 noch gelang, vorteilhafte Preisstrukturen zu implementieren, hat sich das Wettbewerbsumfeld fundamental verändert. Die schwache Konjunktur und geopolitische Konflikte haben zu einer Nachfragereduzierung geführt, wodurch sich der Wettbewerb zunehmend auf die Preisebene verlagert.
Wettbewerbsdruck und US-Handelspolitik
Besonders problematisch ist der Wettbewerbsdruck durch asiatische Hersteller mit innovativen und preislich attraktiven Fahrzeugen. Diese Entwicklung trifft die deutschen OEMs in einer Phase enormer Investitionen in die Elektromobilität bei gleichzeitig schwacher Nachfrage.
Eine weitere Verschärfung droht durch die US-Handelspolitik: Die von Präsident Trump angekündigten Zusatzzölle in Höhe von 25 Prozent auf alle Automobilimporte ab April 2025 treffen die deutschen Hersteller besonders hart, da die USA ihren wichtigsten Exportmarkt darstellen.
Ausblick und Handlungsbedarf
Für 2025 prognostiziert Gall keine positive Trendwende: "In Europa lahmt die Konjunktur, in den USA dürften die jetzt eingeführten Zölle erhebliche Absatzeinbußen zur Folge haben und in China herrscht ein erbitterter Verdrängungswettbewerb, der stark über den Preis ausgetragen wird."
Angesichts dieser Herausforderungen fordert der Branchenexperte fundamentale strategische Anpassungen: An einer strategischen Neuausrichtung und einer Fokussierung auf den Markenkern führe kein Weg vorbei. Die aktuellen Kostensenkungsprogramme seien dabei nur Mittel zum Zweck – "Man kann sich nicht gesund sparen."