Baywa-Krise führt zu vorzeitigem Wirtschaftsprüfer-Wechsel

07.07.2025
07.07.2025
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Der Agrarkonzern schreibt seine Abschlussprüfung nach nur fünf Jahren neu aus - regulatorische Prüfungen und Refinanzierungsprobleme prägen die Entscheidung.

Vorzeitige Mandatsbeendigung bei kapitalmarktorientiertem Unternehmen

Baywa beendet die Zusammenarbeit mit PwC bereits nach fünf Jahren, obwohl die regulatorischen Bestimmungen eine Mandatsdauer von bis zu zehn Jahren ermöglichen. Diese Entscheidung erfolgt zu einem Zeitpunkt, da sich der Agrarkonzern in einer umfassenden Sanierungsphase befindet und verschiedene aufsichtsrechtliche Prüfverfahren durchläuft. Laut Ausschreibung im Bundesanzeiger sucht das Unternehmen einen neuen Abschlussprüfer ab 2026 für Jahres- und Konzernabschluss. Üblicherweise nutzen kapitalmarktorientierte Unternehmen die maximale zehnjährige Prüfungsdauer aus, was den vorzeitigen Wechsel zu einer bemerkenswerten Entwicklung macht.

Regulatorische Untersuchungen prägen Unternehmensumfeld

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) prüft den Konzernabschluss 2023 aufgrund "konkreter Anhaltspunkte" für Verstöße gegen Rechnungslegungsvorschriften. Parallel dazu läuft ein berufsrechtliches Verfahren der Abschlussprüferaufsichtsstelle (Apas) bezüglich der Prüfung des Baywa-Abschlusses 2023. Diese regulatorischen Aktivitäten entstanden in einem komplexen Marktumfeld, in dem Baywa mit erheblichen Refinanzierungsschwierigkeiten konfrontiert war. Eine geplante Anleihe-Emission über 250 Millionen Euro scheiterte im Frühjahr 2024 aufgrund mangelnder Nachfrage.

Zeitlicher Verlauf der Unternehmensentwicklung

PwC testierte den Konzernabschluss 2023 Ende März 2024 ohne Einschränkungen und bestätigte eine ordnungsgemäße Darstellung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage. Etwa einen Monat später manifestierten sich jedoch Refinanzierungsprobleme, die im Juli zur Beauftragung eines Sanierungsgutachtens führten. Diese Entwicklung verdeutlicht die Herausforderungen bei der Bewertung von Unternehmen in volatilen Marktphasen, wo sich Rahmenbedingungen schnell ändern können. Baywa erklärte sich schließlich zum Sanierungsfall und durchläuft seitdem einen Restrukturierungsprozess.

Professionelle Standards und Mandatsübergabe

PwC erhielt für die Prüfung des Jahresabschlusses 2023 ein Honorar von 2,4 Millionen Euro und prüft aktuell noch den Konzernabschluss 2024. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft unterliegt der beruflichen Schweigepflicht und kann sich nicht zu spezifischen Aufträgen äußern. Der Mandatswechsel erfolgt nach etablierten Branchenstandards, wobei eine ordnungsgemäße Übergabe an den neuen Wirtschaftsprüfer gewährleistet wird. Deloitte, der vorherige Prüfer bis 2020, könnte nach Ablauf der vierjährigen Cooling-off-Phase wieder als Kandidat in Frage kommen, sofern keine konfliktträchtigen Beratungsmandate bestehen.

Marktdynamik bei Wirtschaftsprüfermandaten

Vorzeitige Prüferwechsel sind in der deutschen Unternehmenslandschaft selten und erfolgen meist aufgrund strategischer Neuausrichtungen oder veränderten Anforderungen. Die Entscheidung spiegelt Baywas Bemühungen wider, das Vertrauen von Investoren und Stakeholdern in der Sanierungsphase zu stärken. Für den neuen Wirtschaftsprüfer entstehen besondere Herausforderungen durch die komplexe Ausgangslage des Unternehmens. Die Prüfung eines Sanierungsfalls erfordert spezielle Expertise und intensive Risikobeurteilung, was sich in der Mandatsvergabe widerspiegeln dürfte.

Implikationen für die Prüfungsbranche

Der Fall illustriert die zunehmenden Anforderungen an Wirtschaftsprüfer in volatilen Marktphasen und bei Unternehmen mit besonderen Risikoprofilen. Regulatorische Aufmerksamkeit und öffentliche Wahrnehmung beeinflussen zunehmend Mandatsentscheidungen in der Branche. Die Entwicklung unterstreicht die Bedeutung kontinuierlicher Qualitätssicherung und risikoadjustierter Prüfungsansätze, insbesondere bei Unternehmen in herausfordernden Geschäftssituationen. Sowohl Prüfer als auch Unternehmen müssen sich auf intensivere regulatorische Begleitung einstellen.