PISA-Studie entlarvt gravierende Berufsorientierungsdefizite bei Jugendlichen

30.05.2025
30.05.2025
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Eine umfassende Auswertung der PISA-Daten 2022 offenbart erschreckende Realitätslücken in der Berufsplanung von Jugendlichen. Rund 20 Prozent der 15-Jährigen in OECD-Ländern verfolgen Karriereziele, die nicht mitihren geplanten Bildungswegen kompatibel sind. Die Befragung von 690.000Jugendlichen in 81 Ländern dokumentiert systematische Versäumnisse bei derschulischen Berufsvorbereitung.

Deutschland als Negativbeispiel bei Praxisbezug

Besonders dramatisch zeigt sich die Situation in Deutschland: Fast 60 Prozent der befragten 15-Jährigen verneinen, dass die Schule ihnen berufsrelevante Kompetenzen vermittelt hat – ein negativer Rekordwert unter allen untersuchten Ländern. Zusätzlich bekundet nahezu die Hälfte der deutschen Jugendlichen Unsicherheit bei der Karriereplanung, während der OECD-Durchschnitt bei 39 Prozent liegt. Diese Zahlen dokumentieren ein fundamentales Versagen des deutschen Bildungssystems bei der Berufsorientierung. Ein Drittel aller OECD-Jugendlichen sieht keinen Nutzen ihrer schulischen Erfahrungen für die berufliche Zukunft – ein Indikator für die wachsende Kluft zwischen Bildungsinhalten und Arbeitsmarktanforderungen.

Soziale Herkunft als Karrierebremse

Die Studie enthüllt eine beunruhigende Erkenntnis: Der familiäre Hintergrund beeinflusst Bildungsambitionen stärker als tatsächliche schulische Leistungen. Jugendliche aus sozial benachteiligten Verhältnissen schließen von vornherein Karriereoptionen aus und verschenken dadurch Potenziale, weil sie sich höhere Qualifikationen nicht zutrauen. OECD-Generalsekretär Mathias Cormann diagnostiziert ein "sehr hohes Ausmaß an beruflicher Unsicherheit und Verwirrung" bei den Befragten und fordert verstärkte politische Maßnahmen zur Berufsorientierung, insbesondere für benachteiligte Jugendliche.

Geschlechterstereotype prägen Berufswahl

Massive geschlechtsspezifische Unterschiede charakterisieren die Berufspräferenzen: Nur 1,5 Prozent der Mädchen streben IT-Karrieren an, während es bei Jungen elf Prozent sind. Gleichzeitig konzentrieren sich die Berufswünsche zunehmend auf wenige akademische Bereiche. Mädchen favorisieren klassisch Medizin, Jura oder Lehramt, Jungen präferieren Informatik, Sport oder Ingenieurswesen. Diese Präferenzmuster haben sich seit 2000 kaum verändert, obwohl sich Arbeitsmärkte fundamental gewandelt haben. Die Autoren führen diese eingeschränkte Perspektive auch darauf zurück, dass weniger als die Hälfte der 15-Jährigen bereits Arbeitgeberkontakte gesammelt hat.

Systemische Lösungsansätze erforderlich

Die OECD-Experten identifizieren eine erhebliche Diskrepanz zwischen Berufserwartungen von Jugendlichen und dem Arbeitsmarkt und sehen dringenden Handlungsbedarf. Die Studie empfiehlt konkrete Maßnahmen: Schulen müssen ihre Berufsorientierung verbessern, Unternehmen sollten aktiver für ihre Branchen werben. Ein pragmatischer Vorschlag zielt auf Arbeitgeber ab: Wenn Beschäftigte jährlich eine Stunde mit Jugendlichen über ihre Tätigkeiten sprechen würden, entstünde bereits ein erheblicher Fortschritt bei der realistischen Berufsorientierung. Die Ergebnisse verdeutlichen die Notwendigkeit systemischer Reformen in der Berufsvorbereitung, um die wachsende Kluft zwischen Jugendträumen und Arbeitsmarktrealitäten zu schließen.