Deloitte oder KPMG – Wer ist die neue Nummer 3 im Wirtschaftsprüfer-Ranking?

Erstmals zieht Deloitte an KPMG vorbei – ein Signal für Bewegung im Markt der Big Four. Was hinter den Zahlen steckt und wie KPMG aufholt.
Ein Wendepunkt im Prüfungsmarkt
Deloitte hat sich im Geschäftsjahr 2023/24 erstmals an KPMG vorbei auf Platz 3 der großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in Deutschland geschoben. Die Gesamtleistung von Deloitte betrug 2,65 Milliarden Euro, ein Wachstum von 11,4 %. KPMG konnte zwar ebenfalls zulegen, erreichte jedoch nur 2,61 Milliarden Euro und wuchs um 9,6 %. Spitzenreiter bleibt PwC, das mit 3 Milliarden Euro Gesamtleistung und einem Plus von 4,2 % die Marktführerschaft verteidigt.
KPMG: Wachstum mit Herausforderungen
Trotz des Rückfalls in der Rangliste ordnete Mattias Schmelzer, CEO von KPMG Deutschland, das Jahr als „exzellent“ ein. Mit einem Personalzuwachs von rund 500 Mitarbeitenden auf 14.600 und starken Ergebnissen im Bereich Tax (11,1 % Wachstum) sowie in der Rechtsberatung setzt KPMG weiter auf Transformation. Besonders die Digitalisierung von Steuerabteilungen und Projekte zur globalen Compliance-Umsetzung trugen zu den Ergebnissen bei.
- Tax-Geschäft als Wachstumsmotor: Mit 704 Millionen Euro Leistung bleibt dieser Bereich ein zentraler Treiber, gestützt durch KI-Lösungen und Regulatorik-Projekte.
- Rechtsberatung im Aufwind: Transformationsprojekte und Managed Legal Services führten zu neuen Umsatzhöhen.
Advisory als Kernstück – aber mit Abkühlung
Mit 1,129 Milliarden Euro (43 % der Gesamtleistung) bleibt das Advisory-Geschäft die wichtigste Säule bei KPMG. Wachstumstreiber waren Projekte in Finance, Cloud-Computing und Cybersecurity. Allerdings fiel das Plus mit 9,8 % geringer aus als im Vorjahr (13,5 %). Der schwierige M&A-Markt dämpfte die Dynamik, auch wenn Transaktionsberatungen zu nachhaltigen und digitalen Geschäftsmodellen weiter gefragt sind.
Wettbewerb in der Wirtschaftsprüfung
In der Wirtschaftsprüfung bleibt KPMG mit 770 Millionen Euro Umsatz die Nummer 2 in Deutschland, hinter PwC. Dennoch zeigt sich, dass Deloitte und PwC mit jeweils 12,5 % Wachstum hier schneller zulegen konnten. KPMG führte dies auf neue Mandate, wie das des Rückversicherers Munich Re, und Projekte zur Umsetzung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) zurück.
Im MDax baut KPMG seine Marktführerschaft aus: Mit 36 % Marktanteil, darunter Mandate bei Freenet, Gerresheimer und Nordex, ist die Gesellschaft in diesem Segment dominant.
Neue Allianzen stärken die Transformation
KPMG setzt vermehrt auf Kooperationen mit Technologiepartnern wie Microsoft, SAP und Merantix, um die Expertise in Schlüsselbereichen wie KI, Cybersecurity und Cloud-Lösungen auszubauen. Besonders die Zusammenarbeit mit Merantix zielt auf verstärkte Plattformlösungen und ein Investment in deren KI-Fonds ab.
Deloitte: Die neue Nummer 3
Deloitte verdankt seinen Aufstieg einem starken Wachstum in der Wirtschaftsprüfung und der Gesamtleistung, die um 11,4 % auf 2,65 Milliarden Euro stieg. Die dynamische Entwicklung zeigt, dass sich Deloitte immer stärker als ernstzunehmender Verfolger der Marktführer PwC positioniert.
Fazit: KPMG unter Druck, Deloitte im Aufwind
Der Aufstieg von Deloitte und die relative Stagnation von KPMG zeigen, wie stark der Wettbewerb im Markt der Big Four ist. KPMG wird sich künftig verstärkt auf Digitalisierung, ESG und Regulatorik fokussieren müssen, um Marktanteile zurückzugewinnen. Deloitte hingegen setzt mit solidem Wachstum klare Signale und könnte mittelfristig zur Herausforderung für PwC werden.