Thomas Olek flieht nach Miami: Zweifelhafte Dezember-Zahlung belastet Insolvenzverfahren

Der Publity-CEO transferierte kurz vor dem Kollaps Millionen an seine Neon Equity AG – während 100-Millionen-Anleihe-Gläubiger um ihre Existenz bangen.
Krisenmanagement oder Gläubigerbegünstigung?
Thomas Olek übernahm am 1. Dezember den Publity-Vorstand in aussichtsloser Lage: Eine 100-Millionen-Euro-Anleihe drohte Mitte 2025 zur existenziellen Bedrohung zu werden. Interne Stimmen warnten bereits vor kritischen Liquiditätsengpässen. Nur 15 Tage nach Amtsantritt kassierte Publity 7,5 Millionen Euro aus einem Ratinger Immobiliengeschäft. Bereits am Folgetag flossen diese Mittel in zwei Tranchen an die Neon Equity AG – jene Firma, an der Olek mittelbar partizipierte und die als Publity-Hauptaktionärin fungierte. Interne Diskussionen über die Zweckmäßigkeit dieses Transfers blieben erfolglos. Führungskräfte befürchteten Gläubigerbegünstigungsvorwürfe – eine Prophezeiung, die sich bewahrheiten sollte.
200-Millionen-Verlust erschüttert Anleihemarkt
Einen Monat später folgte der Schock: Olek verkündete am 13. Januar einen prognostizierten 200-Millionen-Euro-Fehlbetrag für 2024. Im März erfuhren Anleihegläubiger, dass die Rückzahlung zum 19. Juni „nicht gesichert" sei. Das aktuelle Starug-Verfahren sieht Abfindungen zwischen zwei und drei Prozent des Nominalbetrags vor – ein vernichtender Schlag für Investoren der 100-Millionen-schweren Publity-Anleihe 2020/2025.
Buchungsvermerke nähren Manipulationsverdacht
Interne Dokumente klassifizieren den 7,5-Millionen-Transfer als „Ausgleichszahlung" (1,4 Millionen) und „Ausgleich offene Zinszahlungen Pub Anleihe" (6,1 Millionen). Diese Begründung erscheint dubios: Anleihezinsen werden im Juni fällig, nicht im Dezember. Zwei Anleger bestätigen ordnungsgemäße Zinszahlungen im Sommer 2024. Die Neon Equity AG hielt im Mai 2024 Publity-Anleihen mit 76 Millionen Euro Nennbetrag, verkaufte diese jedoch im Herbst an die SP1 Equity GmbH – eine weitere Olek-Konstruktion. Ein Strafverteidiger aus Essen fungiert als SP1-Geschäftsführer, während eine liechtensteinische Versicherung als Gesellschafter auftritt.
Olek rechtfertigt Transfer als „sauber"
Olek verteidigt die Dezember-Zahlung vehement: „Das ist alles sauber, das liegt auch dem Insolvenzgericht vor." Er behauptet, die Neon habe 2023/2024 Anleihezinsen gestundet und nun vertragsgemäße Rückzahlungen erhalten. Ohne Neon-Verzicht wäre die Anleihe bereits im Sommer überfällig gewesen, argumentiert er. Weder Oleks Vorgänger Stephan Kunath und Frank Schneider noch Neon-Vorstand Ole Nixdorff kommentierten diese Darstellung.
Florida-Flucht mit Family-Office-Tarnung
Parallel zu den Publity-Turbulenzen vollzieht Olek einen radikalen Neustart: Seine 30,5-Millionen-Euro-Villa in Frankfurt steht zum Verkauf, während er nach Miami flüchtet. Als Begründung nennt er Kundennähe und Begleitung deutscher US-Expansion. Seine Neon-Beteiligung verkaufte Olek „vollständig Anfang des Jahres". Das neue Olek Capital Consulting Family-Office in Miami verspricht „langfristige Werte und nachhaltiges Wachstum" – eine Ironie angesichts des Publity-Debakels. Der einstige Autowaschanlage-Betreiber aus Essen hinterlässt deutsche Gläubiger mit Centbeträgen, während er im „Sunshine State" auf Neuanfang setzt.