EU-Kommission investiert bis zu 54 Millionen Euro in europäische KI

Künstliche Intelligenzen sind derzeit auf dem Vormarsch und für Unternehmen so wichtig wie noch nie. Auch die EU möchte nun ihre eigene KI nutzen. Entwickelt werden soll diese von einer Gruppe aus Start-Ups, Universitäten und Supercomputing-Zentren. Ziel ist es, Unternehmen und öffentliche Verwaltungen mit leistungsfähigen, mehrsprachigen Sprachmodellen zu unterstützen.
Europa setzt auf eigene KI-Modelle
Die EU-Kommission finanziert mit bis zu 54 Millionen Euro ein ambitioniertes KI-Projekt, das unter dem Namen "OpenEuroLLM" firmiert. Unter der Leitung des finnischen KI-Unternehmens Silo AI soll ein Konsortium aus Unternehmen, Universitäten und Hochleistungsrechenzentren großflächige Sprachmodelle (LLMs) für den europäischen Markt entwickeln. Ziel ist es, KI-Anwendungen zu schaffen, die auf 35 Sprachen – darunter alle EU-Sprachen sowie die Sprachen der Beitrittskandidaten – optimiert sind.
Laut Projekt-Co-Leiter Peter Sarlin ist OpenEuroLLM ein "Moonshot", der Europas technologische Eigenständigkeit im Bereich Künstliche Intelligenz sichern soll. Bestehende Sprachmodelle wie OpenAIs GPT-4 oder Googles Gemini bieten zwar Unterstützung für viele Sprachen, jedoch mit deutlichen Qualitätsunterschieden. Gerade kleinere europäische Sprachen wie Estnisch oder Slowenisch werden in bisherigen KI-Entwicklungen kaum berücksichtigt.
Technologische Herausforderungen und Partner
Die größte Herausforderung des Projekts ist die begrenzte Verfügbarkeit von Trainingsdaten in vielen europäischen Sprachen. Projektkoordinator Jan Hajic von der Karls-Universität Prag betont, dass bisher niemand Sprachmodelle mit einer vergleichbaren sprachlichen Abdeckung entwickelt hat.
Am Konsortium beteiligen sich zehn Universitäten, Forschungseinrichtungen sowie fünf Unternehmen, darunter:
- Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS)
- Ellis-Institut und Universität Tübingen
- Heidelberger Start-up Aleph Alpha
- Bremer KI-Spezialist Ellamind
Neben der Entwicklung leistungsfähiger Sprachmodelle wird der gesamte Code sowie die begleitende Forschung als Open Source veröffentlicht.
Finanzierung und Infrastruktur
Die Finanzierung erfolgt über das EU-Programm "Digitales Europa". Von den 54 Millionen Euro sind über 34 Millionen für Personal- und Evaluierungskosten vorgesehen, 20 Millionen kommen direkt aus EU-Mitteln.
Ein kritischer Punkt bleibt die notwendige Rechenleistung. Während GPT-4 mit einem Budget von rund 75 Millionen Euro trainiert wurde, soll die europäische Initiative auf die Supercomputer des EuroHPC-Netzwerks zurückgreifen, darunter MareNostrum (Barcelona) und Jülich (NRW). Dennoch könnte die verfügbare Rechenleistung eine Schwachstelle im Vergleich zu US-amerikanischen oder chinesischen Modellen darstellen.
Hoffnung auf effizientere Trainingsmethoden
Neue Entwicklungen in der KI-Optimierung könnten helfen, den Rückstand aufzuholen. So hat das chinesische Start-up Deepseek kürzlich ein leistungsstarkes Modell mit nur 5,6 Millionen Dollar Rechenkosten entwickelt. Sollte sich diese Effizienzsteigerung auch für europäische Projekte umsetzen lassen, könnte OpenEuroLLM trotz begrenzter Ressourcen mit den größten kommerziellen KI-Modellen konkurrieren.
Die EU setzt mit OpenEuroLLM auf eine eigene, mehrsprachige KI, die Unternehmen und Verwaltungen in Europa unabhängig von US-amerikanischen und chinesischen Anbietern machen soll. Ob die Finanzierung und Rechenkapazitäten ausreichen, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.