Die New Yorker Elite-Universität beendet per Millionen-Vergleich die Antisemitismus-Ermittlungen der Trump-Regierung, während Harvard den Rechtsweg wählt.
Die Columbia University hat kapituliert. Mit einer Zahlung von 221 Millionen Dollar (189 Millionen Euro) beendet die New Yorker Elite-Universität die Bundesermittlungen wegen Antisemitismusvorwürfen und sichert sich die Wiederaufnahme der Fördermittel. Diese pragmatische Lösung kontrastiert scharf mit Harvards konfrontativer Gerichtsstrategie.
„Die Columbia University hat mit der US-Regierung eine Einigung erzielt, um Ermittlungen der Bundesbehörden wegen mutmaßlicher Verstöße gegen Bundesgesetze zur Diskriminierungsbekämpfung zu beenden", heißt es in der universitären Mitteilung. Der Deal reaktiviert Bundeszuschüsse in Höhe von 400 Millionen Dollar (369,2 Millionen Euro), die im März gestrichen wurden.
Donald Trumps Strategie gegen die Ivy League zeigt Wirkung. Die Regierung instrumentalisiert Fördermittel als Druckmittel gegen vermeintlich „woke" Universitäten, die während der Gaza-Proteste nicht entschieden genug gegen Antisemitismus vorgegangen seien. Columbia wird zum ersten prominenten Opfer dieser systematischen Einschüchterungskampagne. Die Zahlungsmodalitäten verdeutlichen den fiskalischen Druck: 200 Millionen Dollar fließen über drei Jahre nach Washington, weitere 21 Millionen Dollar decken Untersuchungen der Equal Employment Opportunity Commission ab. Diese Summen entsprechen erheblichen Teilen der universitären Jahresbudgets.
Columbia akzeptiert weitreichende Auflagen zur Wiedererlangung der Bundesmittel. Der Nahost-Lehrplan wurde auf „umfassende und ausgewogene" Darstellung überprüft – ein direkter Eingriff in curriculare Autonomie. Trotz studentischer Empörung betont Universitätspräsidentin Claire Shipman, die Regierung erhalte keinen Einfluss auf akademische Entscheidungen. Die Vereinbarung enthält kein Schuldeingeständnis – ein gesichtswahrende Klausel für Columbia. Dennoch signalisiert der Vergleich faktische Unterwerfung unter politischen Druck und könnte Präzedenzcharakter für weitere Ivy-League-Auseinandersetzungen entwickeln.
Während Columbia einknickt, eskaliert Harvard den Konflikt vor Gericht. Die älteste US-Universität kämpft gegen die Blockade von über zwei Milliarden Dollar Fördergeldern für mehr als 900 Forschungsprojekte. Zusätzlich droht die Überprüfung des Exchange Visitor Programs, das internationale Studierende, Forschende und Praktikanten betrifft. Harvard mobilisiert eine breite Koalition: Mehr als 12.000 Alumni, 21 Bundesstaaten und zwei Dutzend Universitäten unterstützen die Klage. Diese Woche begannen die Verhandlungen, eine Entscheidung wird in wenigen Wochen erwartet. Trump kündigte bereits Berufung an.
Die unterschiedlichen Strategien von Columbia und Harvard spiegeln die existenzielle Bedrohung der Elite-Universitäten wider. Trumps ideologische Offensive zielt auf die Kernbereiche universitärer Autonomie: Lehrinhalte, Forschungsfreiheit und internationale Kooperationen. Princeton und weitere Ivy-League-Institutionen beobachten die Präzedenzfälle genau. Columbias Kapitulation könnte andere Universitäten zur Unterwerfung ermutigen, während Harvards Widerstand die juristische Verteidigungslinie für akademische Freiheit absteckt.
Der Columbia-Deal markiert einen Wendepunkt in der amerikanischen Hochschulpolitik. Die Trump-Administration etabliert politische Kontrolle über traditionell autonome Bildungseinrichtungen und nutzt fiskalische Abhängigkeiten systematisch aus. Für internationale Studierende und Forschende verschlechtern sich die Rahmenbedingungen dramatisch. Das Exchange Visitor Program steht unter Überprüfung, während politische Eingriffe in Lehrinhalte die wissenschaftliche Reputation amerikanischer Elite-Universitäten langfristig beschädigen könnten. Die 221-Millionen-Dollar-Zahlung Columbias dokumentiert den Preis universitärer Unterwerfung – und könnte zum Modell für weitere Ivy-League-Kapitulationen werden.
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