US-Kanzleikrise: Präzedenzfall für die Unabhängigkeit der Anwaltschaft

02.04.2025
02.04.2025
4 Minuten
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Die unterschiedlichen Reaktionen führender Wirtschaftskanzleien auf Trumps Exekutivanordnungen könnten wegweisende Folgen für die globale Rechtspraxis haben.

Strategische Divergenz: Widerstand versus Anpassung

In einem beispiellosen Machtkampf zwischen der US-Bundesregierung und führenden Wirtschaftskanzleien haben sich grundlegend verschiedene Strategien herauskristallisiert. Während WilmerHale und Jenner& Block den Rechtsweg beschreiten und bereits erste Erfolge verzeichnen, wählten Skadden Arps Slate Meagher & Flom sowie Paul Weiss einen Kompromissweg mit erheblichen Zugeständnissen. Die von Präsident Trump erlassenen Exekutivanordnungen, die unter anderem den Entzug von Sicherheitsfreigaben und den Zugang zu Bundeseinrichtungen beschränken, werden von Rechtsexperten als potenziell existenzbedrohend für die betroffenen Kanzleien eingestuft.

Juristische Gegenwehr mit Teilerfolg

Die rechtliche Strategie von WilmerHale zeigte unmittelbare Wirkung: Bezirksrichter Richard Leon erklärte wesentliche Teile der Exekutivanordnung für verfassungswidrig, insbesondere hinsichtlich der Zugangsbeschränkungen zu Regierungsgebäuden und der Vertragskündigungen. Auch Jenner & Block erzielte einen Erfolg, als Richter John Bates eine einstweilige Verfügung erließ und die Kritik an der Pro-bono-Arbeit der Kanzlei als "beunruhigend" bezeichnete.

Transaktionale Lösungsansätze unter Kritik

Im Gegensatz dazu wählten Skadden und Paul Weiss einen transaktionalen Ansatz: Paul Weiss sicherte kostenlose Rechtsdienstleistungen im Wert von 40 Millionen Euro für regierungsgenehme Projekte zu, während Skadden sogar Pro-bono-Leistungen im Wert von 100 Millionen Dollar anbot. Skaddens Erklärung, man habe sich "proaktiv mit dem Präsidenten zusammengetan, um konstruktiv zusammenzuarbeiten", löste erhebliche Kritik aus und führte zu öffentlichkeitswirksamen Kündigungen prominenter Associates.

Branchenweite Solidarisierung

Die Kontroverse hat eine breitere Solidarisierungsbewegung ausgelöst: Mehr als 1.000 Associates verschiedener Großkanzleien forderten in einem offenen Brief ihre Kanzleiführungen auf, klare Haltung zu beziehen. Ex-Skadden-Anwältin Brenna Trout Frey kritisierte die Kanzleileitung öffentlich und bezeichnete deren Vorgehen als "feigen Versuch, die Rechtsstaatlichkeit der Selbsterhaltung zu opfern".

Die Entwicklung stellt einen Präzedenzfall für die Unabhängigkeit der Anwaltschaft dar und könnte tiefgreifende Implikationen für die Anwaltspraxis weit über die US-Grenzen hinaus haben – auch für international agierende Wirtschaftskanzleien und Unternehmen im DACH-Raum.

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