Staatsdienst statt Wirtschaft – Warum Studenten auf Sicherheit setzen

04.01.2025
04.01.2025
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Ein Viertel aller Studenten strebt in den öffentlichen Dienst – ein Trend, der der freien Wirtschaft und insbesondere Familienunternehmen zunehmend Sorgen bereitet.

Wachsende Beliebtheit des Staatsdienstes

In Deutschland träumen immer mehr Studenten von einem sicheren Arbeitsplatz im öffentlichen Dienst. Laut einer Umfrage von EY aus dem Herbst 2024 bevorzugen knapp 25 Prozent der Studierenden eine Festanstellung im Staatsdienst. Besonders Frauen zeigen Interesse: 30 Prozent der Studentinnen können sich eine Karriere im öffentlichen Dienst vorstellen, bei den Männern sind es nur 17 Prozent. Bei Jura-Studenten liegt diese Zahl sogar bei 42 Prozent. Sicherheit, geregelte Arbeitszeiten und Work-Life-Balance sind dabei die Hauptmotive.

Doch dieser Wunsch nach Stabilität scheint für viele eine pragmatische Entscheidung zu sein – weniger aus Leidenschaft für den Beruf, sondern aus dem Bedürfnis nach Sicherheit in wirtschaftlich unsicheren Zeiten. Faktoren wie Gehalt, Jobsicherheit und Flexibilität stehen für die Befragten an oberster Stelle. Besonders bei Frauen hat die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben einen hohen Stellenwert.

Freie Wirtschaft unter Druck: Fachkräfte fehlen

Während sich der öffentliche Dienst über wachsende Beliebtheit freut, steht die mittelständische Wirtschaft vor einer Nachfolgekrise. Rund 145.000 der 373.400 Unternehmen in Deutschland suchen laut Creditreform aktuell einen Nachfolger – besonders im Dienstleistungsbereich, Handel und verarbeitenden Gewerbe. Ohne geeignete Nachfolger droht vielen dieser Betriebe die Schließung, was nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch Steuereinnahmen gefährdet. Allein in Nordrhein-Westfalen gibt jedes zehnte Unternehmen an, keine Nachfolge in Sicht zu haben.

Gleichzeitig erwägt jeder fünfte Student, Deutschland zu verlassen, um im Ausland bessere Karrierechancen zu suchen. Zusammen mit denjenigen, die eine Zukunft im öffentlichen Dienst sehen, steht fast die Hälfte der Absolventen der deutschen Wirtschaft nicht mehr zur Verfügung – eine alarmierende Entwicklung für Unternehmen, die dringend nach Fachkräften suchen.

Unternehmer als Feindbild: Schulen und Medien in der Kritik

Hinzu kommt ein gesellschaftliches Imageproblem. Unternehmer und Manager werden in der öffentlichen Wahrnehmung häufig negativ dargestellt. Eine Untersuchung des Bundesverbands der mittelständischen Wirtschaft (BVMW) zeigt, dass Unternehmer in „Tatort“-Episoden der letzten sechs Jahre oft als Mörder oder Kriminelle dargestellt werden – häufiger als Berufskriminelle selbst. Auch Schulbücher verstärken dieses Bild, indem sie Unternehmer oft als Problem und den Staat als Retter darstellen, wie eine Studie der Universität Siegen belegt.

Fazit: Zeit für ein Umdenken

Die zunehmende Präferenz für den öffentlichen Dienst und die Abwanderung hochqualifizierter Fachkräfte ins Ausland stellen die deutsche Wirtschaft vor große Herausforderungen. Es bedarf eines gesellschaftlichen Umdenkens, um Unternehmertum wieder attraktiver zu machen und jungen Menschen die Chancen und Vorteile einer unternehmerischen Laufbahn aufzuzeigen. Nur so kann die mittelständische Wirtschaft, das Rückgrat der deutschen Volkswirtschaft, langfristig gesichert werden.

 

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