Siemens setzt auf Software: Altair-Übernahme als Wegweiser in die digitale Zukunft

03.11.2024
03.11.2024
3 Minuten Lesezeit
blog main image

Siemens macht einen großen Schritt in Richtung Digitalisierung und stärkt mit der Übernahme des US-Softwareunternehmens Altair Engineering sein Softwaregeschäft erheblich. Mit einem Kaufpreis von zehn Milliarden US-Dollar markiert der Deal die zweitgrößte Akquisition in der Firmengeschichte. Ziel ist es, den Wandel zum Digital- und Technologiekonzern weiter voranzutreiben und die Marktposition im Softwarebereich auszubauen.

Strategischer Ausbau des Softwareportfolios

Die Übernahme von Altair soll Siemens helfen, den Anteil digitaler Umsätze im Konzern zu steigern. Laut CEO Roland Busch ist dies ein zentraler Meilenstein auf dem Weg zu einer stärkeren Fokussierung auf innovative Technologien. Altair bringt besondere Stärken in den Bereichen Simulation, Hochleistungsrechnen, Datenwissenschaft und Künstliche Intelligenz mit. „Gemeinsam bieten wir künftig das umfassendste KI-gestützte Portfolio für Design und Simulation“, erklärte Busch.

Mit der Übernahme könnte Siemens seinen digitalen Umsatz auf einen Schlag um acht Prozent steigern. Experten sehen den Schritt als strategisch sinnvoll. Der Deal sichert Siemens nicht nur Marktanteile, sondern stärkt auch die Position in aufstrebenden Bereichen wie der Chipindustrie, die zunehmend auf hochentwickelte Simulationssoftware angewiesen ist.

Finanzielle Absicherung und weitere Pläne

Obwohl der Kaufpreis hoch erscheint, sieht Siemens sich finanziell gut aufgestellt. Finanzvorstand Ralf Thomas betonte, dass die Transaktion ab dem zweiten Jahr nach Abschluss bereits positiv zum Ergebnis beitragen soll. Zur Finanzierung könnte Siemens Anteile an den Tochtergesellschaften Healthineers und Siemens Energy veräußern, um die Finanzkraft zu sichern. Auch der kürzlich erfolgte Verkauf der Großantriebssparte Innomotics für 3,5 Milliarden Euro stärkt die Kassenlage.

Zudem soll der Fokus auf Effizienz und Kostensynergien den Erfolg des Deals sicherstellen. Altair könnte vom breiten Siemens-Kundenstamm profitieren und so zusätzliche Wachstumsmöglichkeiten eröffnen.

Neue Strategie: "One Tech-Company"

Mit der Altair-Übernahme unterstreicht Siemens die langfristige Vision, ein führender Technologiekonzern zu werden. Unter dem Schlagwort „One Tech-Company“ sollen die verschiedenen Geschäftsbereiche enger zusammenarbeiten. Die Digitalplattform „Xcelerator“ wird dabei eine zentrale Rolle spielen und künftig auch Altair-Lösungen integrieren. Ziel ist es, Software- und Hardwarelösungen effizienter zu bündeln und über eine einheitliche Plattform anzubieten.

Ein Weg mit Herausforderungen

Große Übernahmen sind für Siemens kein Neuland, jedoch oft mit gemischten Erfahrungen verbunden. Während die Integration des Strahlentherapie-Spezialisten Varian durch die Tochtergesellschaft Healthineers als Erfolg gewertet wird, enttäuschte der Kauf von Dresser Rand im Öl- und Gasbereich. Doch im Softwaresegment hat Siemens bereits bewiesen, dass strategische Zukäufe wie UGS und Mentor Graphics langfristig erfolgreich sein können.

Blick in die Zukunft

Die Altair-Akquisition könnte Siemens nicht nur technologisch, sondern auch an der Börse voranbringen. Während Softwareunternehmen wie SAP eine deutlich höhere Marktbewertung erreichen, hofft Siemens, durch den Ausbau der margenstarken Digitalgeschäfte an Attraktivität für Investoren zu gewinnen. „Der Druck ist groß, die Bewertungslücke zu schließen“, so ein Fondsmanager.

Mit dem Fokus auf Digitalisierung und innovativer Software setzt Siemens ein starkes Signal. Wenn die Integration von Altair gelingt, könnte sich der Konzern langfristig als dominanter Player in der globalen Softwarelandschaft etablieren.