Rechtsstaatlichkeit unter Beschuss: Massenmobilisierung für Perkins Coie gegen Trump-Order

Über 500 Kanzleien beziehen Stellung gegen die umstrittene Executive Order – doch Big Law bleibt auffällig stumm.
Angriff auf die Anwaltschaft mobilisiert die Branche
Donald Trumps Executive Orders gegen mehrere US-Kanzleien, darunter prominent Perkins Coie, haben eine Welle der Solidarität in der juristischen Welt ausgelöst. 504 Kanzleien haben nun einen gemeinsamen "Amicus Curiae"-Schriftsatz beim zuständigen Bezirksgericht in Washington eingereicht. Der Vorwurf wiegt schwer: Die Anordnungen des Präsidenten, die öffentliche Mandate und Sicherheitsfreigaben entziehen sowie bestehende Behördenverträge kündigen, seien verfassungswidrig. Der Rechtsanwalt Niko Härting bezeichnet die Maßnahmen als "massiven Angriff auf die freie Advokatur" und warnt vor einer Haltung der Fügsamkeit und des Leisetretens in dieser kritischen Situation.
Verfassungsrechtliche Bedenken im Fokus
Der am 4. April 2025 eingereichte Schriftsatz, federführend verfasst vom ehemaligen Generalstaatsanwalt Donald B. Verrilli Jr., argumentiert eindringlich gegen die präsidiale Maßnahme. Die Kanzleien sehen in Trumps Vorgehen einen missbräuchlichen Einsatz seiner Exekutivgewalt, der ein gefährliches Klima der Angst schaffe und damit den Rechtsstaat fundamental bedrohe. Die Trump-Administration begründet ihre Maßnahmen mit angeblichen Verstößen der betroffenen Kanzleien gegen das Diskriminierungsrecht – ein Vorwurf, den die Unterzeichner des Schriftsatzes implizit zurückweisen.
Big Law glänzt durch Abwesenheit
Besonders auffällig: Während sich hunderte Kanzleien solidarisch zeigen, fehlen die Namen der größten und einflussreichsten Wirtschaftskanzleien auf der Liste. Keine einzige Kanzlei aus den Top 20 (nach American Lawyer Ranking) hat die Stellungnahme unterzeichnet. Zu den wenigen namhaften Unterzeichnern zählen Arnold & Porter, Crowell & Moring, Fenwick & West und als einzige internationale Großkanzlei Freshfields.
Diese Zurückhaltung der juristischen Schwergewichte illustriert das Dilemma der Branchenführer, die zwischen wirtschaftlichen Interessen und berufsethischen Prinzipien abwägen müssen – und offenbar mehrheitlich den vorsichtigeren Weg wählen. Wie die New York Times berichtet, wurde die branchenweite Unterstützung von Perkins Coie dankbar aufgenommen. Der Fall markiert einen Präzedenzfall für die Frage, wie weit präsidiale Exekutivgewalt in die Unabhängigkeit der Rechtsberatung eingreifen darf – und wie geschlossen der Berufsstand dagegen aufsteht.