Machtkampf bei Webasto: CRO gegen McKinsey im Ringen um Einfluss

14.04.2025
14.04.2025
5 Minuten
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Der Automobilzulieferer benötigt dringend 500 Millionen Euro – doch wer trifft die Entscheidungen? In der Führungsetage des Automobilzulieferers Webasto spitzt sich die Lage zu. Nach dem überraschenden Abgang des langjährigen CEO Holger Engelmann zeichnet sich ein Machtkampf zwischen verschiedenen Einflussgruppen ab, der für die Zukunft des Unternehmens entscheidend sein könnte.

Buchheims Sanierungskompetenz unter der Lupe

Der designierte Vorstandsvorsitzende Jörg Buchheim tritt ein schweres Erbe an. Seine Berufung erfolgt explizit aufgrund seiner vermeintlichen Expertise in der Transformation kriselnder Zulieferer. Vor seinem Engagement bei Webasto verantwortete der 57-jährige Manager die Geschicke von Kongsberg Automotive und zuvor von Inalfa Roof Systems.

Ausgerechnet Buchheims Erfolgsbilanz bei Inalfa wird jedoch aus Branchenkreisen angezweifelt. Die substanzielle Restrukturierung des niederländischen Dachsystem-Spezialisten sei erst nach seinem Weggang eingeleitet worden – interessanterweise unter Mitwirkung von McKinsey, jener Beratungsgesellschaft, die nun auch bei Webasto ihre Finger im Spiel hat.

Beraterkonflikt im Vorstandsbereich

Im Zentrum des Machtkampfs steht offenbar die Auseinandersetzung zwischen zwei Beratungsfraktionen. Auf der einen Seite positioniert sich McKinsey-Partner Timo Kamp, Co-Leiter der deutschen Transformationssparte, der offenbar das Vertrauen der Eigentümerfamilien Baier und Mey genießt. Auf der anderen Seite agiert der neu berufene Chief Restructuring Officer Johann Stohner, der Insidern zufolge die Expertise von Alvarez & Marsal ins Unternehmen einbringen möchte.

Die Eigentümerfamilien versuchen mit McKinsey ihre Position bei strategischen Entscheidungen zu stärken – gerade weil das Verhältnis zu Stohner als angespannt gilt, verlautet es aus unternehmensnahen Kreisen. Ein brisanter Umstand, da Stohner das volle Vertrauen der Finanzierungskonsortiums um BayernLB, Unicredit und DZ Bank besitzt, deren Unterstützung für das Überleben des Zulieferers essenziell ist.

Führungsstruktur im Umbruch

Die Kompetenzverteilung im Vorstand befindet sich in einer kritischen Übergangsphase. Webasto bestätigt auf Anfrage lediglich, dass die Unternehmenssatzung für die Integration des CRO angepasst wurde. Ungeklärt bleibt, ob die klassische Sanierungshierarchie mit dem CRO an der Spitze aller Restrukturierungsentscheidungen umgesetzt wird oder ob die Eigentümerfamilien über ihren McKinsey-Einflusskanal Entscheidungsprozesse dominieren werden.

Kapitalbedarf drastisch unterschätzt

Besonders alarmierend: Der tatsächliche Finanzbedarf für die Sanierung übersteigt offizielle Schätzungen bei weitem. Das von McKinsey erstellte Sanierungsgutachten beziffert den Kapitalbedarf auf 200 Millionen Euro – doch Branchenexperten sprechen von mindestens einer halben Milliarde, die für eine nachhaltige Stabilisierung erforderlich wäre. Die Finanzierungsoptionen schwinden rapide. Die Eigentümerfamilien haben Insider-Informationen zufolge kategorisch ausgeschlossen, weiteres Kapital nachzuschießen. Gleichzeitig sinkt das Interesse externer Investoren.

Während sich CFO Jörg Bremer, erst seit November 2024 im Amt, mit der Kapitalfrage konfrontiert sieht, verschlechtert sich das Betriebsklima zusehends. Die kommenden Monate werden für den traditionsreichen Zulieferer aus Stockdorf zur existenziellen Bewährungsprobe – mit ungewissem Ausgang und unter denkbar schlechten Vorzeichen.

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