Krise als Karrierechance: Der Markt ruft nach mehr Restrukturierungsexperten

13.04.2025
13.04.2025
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Der Mangel an erfahrenen Chief Restructuring Officers wird angesichts steigender Unternehmenskrisen zum Engpassfaktor der deutschen Sanierungslandschaft.

Wachsende Nachfrage bei knappem Angebot: Das CRO-Dilemma

In wirtschaftlich turbulenten Zeiten steigt die Nachfrage nach Spezialisten, die Unternehmen aus existenziellen Notlagen führen können: Chief Restructuring Officers (CROs). Doch während die Zahl der Krisenfälle zunimmt, wird die Verfügbarkeit qualifizierter Krisenmanager zum limitierenden Faktor im Sanierungsmarkt.

Hochspezialisierte Experten für besondere Herausforderungen

Prominente Beispiele wie Michael Baur bei Baywa oder Josef Schultheis bei Kadewe verdeutlichen die zentrale Rolle dieser Krisenmanager. Sie übernehmen als Sanierungsgeschäftsführer oder -vorstände temporär die Verantwortung und agieren im ausschließlichen Unternehmensinteresse.

"Der Bedarf ist nicht nur aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage gestiegen, sondern auch, weil viele Managementteams keine Krisenerfahrung mehr haben", erklärt Josef Schultheis, der seit über 25 Jahren als CRO tätig ist. Die Herausforderung wird zusätzlich dadurch verschärft, dass Banken während der Niedrigzinsphase ihre Workout-Abteilungen reduziert haben, wodurch institutionelle Restrukturierungskompetenz verloren ging.

Anspruchsvolles Anforderungsprofil und erhebliche Risiken

Die Anforderungen an CROs sind außergewöhnlich vielschichtig. "Durchsetzungsvermögen, Belastbarkeit und Stressresistenz sind wichtige Kompetenzen als CRO", betont Michael Hengstmann von Executive Interim Partners. Finanzielle Expertise für Liquiditätsplanung und Finanzierungskonzepte bildet das Fundament, während Kommunikationsfähigkeiten und Integritätsbewusstsein ebenso entscheidend sind.

"Der CRO steht als Kapitän auf der Brücke und muss das Schiff durch den Sturm manövrieren", verdeutlicht Schultheis. Diese Verantwortung bringt erhebliche Haftungsrisiken mit sich, da der CRO als Organmitglied direkt haftbar ist – im Gegensatz zu Generalbevollmächtigten in beratender Funktion. Die Kompensation spiegelt diese Anforderungen wider: Branchenkenner beziffern die übliche Tagesvergütung auf 2.000 bis 6.000 Euro brutto.

Netzwerkbarrieren und Lösungsansätze

Der Zugang zu CRO-Mandaten erfolgt hauptsächlich über etablierte Netzwerke. "Durch bestehende Kontakte zu Vermittlern von CROs und durch die vielen Jahre an Erfahrung mit CROs aus vorherigen Projekten", beschreibt eine Commerzbank-Sprecherin den typischen Auswahlprozess. Diese Strukturen erschweren es Newcomern, im Markt Fuß zufassen.

Carsten Angerer, Head of Workout & Recovery bei der Deutschen Bank, schlägt "Beauty Contests für CROs durch neutrale Stellen wie die Turnaround Management Association" vor, um neue Talente zu identifizieren. Ein weiterer Lösungsansatz: die Rekrutierung erfahrener Krisenmanager direkt aus Unternehmenskreisen.

Ausbildungsoffensive für mehr Krisenmanager

Als Reaktion auf den CRO-Mangel entstehen zunehmend spezialisierte Ausbildungsangebote. Das Ifus-Institut bietet einen Zertifikatslehrgang für Transformations- und Turnaround-Manager an, der sich explizit an erfahrene Führungskräfte richtet. "Der Lehrgang richtet sich an erfahrene Manager, insbesondere Interim-Manager, Geschäftsführer und Private-Equity-Investmentmanager. Berater sind ausdrücklich ausgeschlossen", erläutert Georgy Michailov von Struktur Management Partner.

Beratungshäuser entwickeln parallel interne Weiterbildungsprogramme, wie Arno Haselhorsts CRO-Academy. Auch Executive Interim Partners plant einen "CRO-Masterclass-Zertifikatslehrgang". Doch Workout-Experte Angerer bleibt realistisch: "Lehrgänge allein werden es nicht richten. Praxiserfahrung ist unerlässlich." Die Finanzierungspartner müssen sich daher zwangsläufig für neue Gesichter öffnen, wenn ihre etablierten Krisenmanager bereits anderweitig gebunden sind.

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