KI im Studium: Verpasste Chancen und notwendige Rahmenbedingungen

Die Integration von KI in die Hochschulbildung birgt Potenzial, wird jedoch durch strukturelle Mängel und falsche Erwartungen vieler Studenten gehemmt.
KI im Studium: Zwischen Effizienz und Realität
Künstliche Intelligenz (KI) bietet auch im Hochschulbereich erhebliche Potenziale, beispielsweise in der Beschleunigung des Studienfortschritts. Dennoch zeigt die Praxis, dass KI nicht das „Wundermittel“ ist, das viele Studenten sich erhoffen. Universitäten stehen vor zwei zentralen Problemen: einerseits sind sie häufig technologisch veraltet, zumindest laut der Studenten, andererseits fehlt den Nutzern oft das Wissen, wie KI-Tools effizient eingesetzt werden können. Dies kann zu Missverständnissen und ineffizienter Anwendung der Technologie führen.
Technische Rückstände der Universitäten
Während die Wirtschaft bereits massiv auf KI setzt, um Prozesse zu optimieren, bleiben deutsche Universitäten in Sachen Digitalisierung zurück. Laut einer Bitkom-Umfrage unter 500 Studierendenglauben drei Viertel, dass deutsche Hochschulen im internationalen Vergleich hinterher hinken. Ein Hauptgrund dafür sind veraltete technische Infrastrukturen. Die Kritik richtet sich besonders an die fehlenden Investitionen in moderne Technologien, die gerade in der Lehre dringend notwendig wären. Das führt zu einer Diskrepanz zwischen dem Potenzial von KI und der tatsächlichen Nutzungsmöglichkeit im Hochschulalltag.
Fehlende Expertise in der Anwendung von KI
Auch die Qualität der KI-Modelle erfüllt häufig nicht die Erwartungen der Hochschulen. Laut Guido Neidhöfer vom Leibniz-Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung liegt ein Großteil des Problems in der mangelnden Expertise bei den Nutzern. Während der Zugang zu KI-Tools einfach geworden ist, fehlt vielen Studenten das Verständnis, wie sie diese sinnvoll einsetzen können. KI-Programme arbeiten oft nur mit den Informationen, die im Internet verfügbar sind, was die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Antworten beeinträchtigen kann. Neidhöfer warnt vor der Gefahr, dass Studenten diese Modelle als Wissensquelle betrachten, ohne ihre Limitationen zu erkennen.
Anwendungsbeispiele für KI an Hochschulen
Einige Hochschulen haben die Potenziale jedoch erkannt und beginnen, KI gezielt zur Unterstützung des Studienfortschritts einzusetzen. Die IU Internationale Hochschule nutzt KI beispielsweise, um den Lernprozess zu strukturieren. Der digitale Assistent der Hochschule kann Studierenden helfen, sich frühzeitig auf Prüfungen vorzubereiten und den Lernfortschritt kontinuierlich zu überwachen. Auch die Universität Hamburg setzt einen Chatbot ein, der Studierende bei der Ideenfindung und der Optimierung von Texten unterstützt. Ziel solcher Anwendungen ist es, dass die KI die Schwächen der Nutzer ausgleicht und so eine produktivere Lernumgebung schafft.
Fehlannahmen der Studierenden
Viele Studierende sehen in KI-Anwendungen jedoch in erster Linie eine Erleichterung für Recherche- und Schreibaufgaben. Laut Bitkom nutzen 68 Prozent der Studierenden KI-Tools wie ChatGPT für Recherchen, und 26 Prozent lassen sich sogar bei Hausarbeiten unterstützen. Das birgt Risiken: 44 Prozent der Studierenden sprechen sich für ein Verbot dieser Tools bei akademischen Arbeiten aus, und 74 Prozent fordern eine bessere Schulung im Umgang mit KI. Die Gefahr besteht, dass Studierende die KI als Ersatz für eigenes Wissen nutzen, anstatt sie als unterstützendes Werkzeug zu betrachten.
Fazit: Der Balanceakt zwischen technologischem Fortschritt und Bildungsanspruch
KI kann die Hochschulbildung grundlegend verändern, doch ohne klare Rahmenbedingungen und Schulungen für die Studierenden bleiben die Möglichkeiten begrenzt. Der Erfolg von KI im Bildungsbereich hängt von einer modernen Infrastruktur und der Fähigkeit der Studierenden ab, die Technologie sinnvoll zu nutzen. Laut Neidhöfer sind neben einer gut ausgestatteten IT-Umgebung vor allem fundierte Lehrkräfte und Dozenten gefragt, um den Einsatz von KI gewinnbringend zu gestalten.