Cyberschutz: Prämien sinken – Kommt jetzt die Wende für Unternehmen?

Nach Jahren hoher Prämien und strengerer Konditionen entspannt sich der Cyberversicherungsmarkt. Doch für viele Unternehmen gibt es weiterhin Herausforderungen.
Cyberangriffe bleiben ein Dauerthema
Die jüngsten Cyberangriffe auf Unternehmen wie Teamviewer, Synlab oder Thyssenkrupp zeigen erneut, wie stark die Bedrohung durch Cyberkriminalität in Deutschland zugenommen hat. Laut der KPMG-Studie "E-Crime in der Deutschen Wirtschaft" war mehr als jedes dritte Unternehmen in den letzten zwei Jahren von einem Angriff betroffen. Dabei sind nicht nur die Anzahl der Vorfälle, sondern auch die Schadenssummen gestiegen: 57 % der Unternehmen berichten von höheren Gesamtschäden im Vergleich zu den Vorjahren.
Cyberversicherungen: Vom Verlustgeschäft zur Stabilisierung
Die hohen Schadensquoten in den vergangenen Jahren haben den Markt für Cyberversicherungen stark belastet. 2021 lag die Schaden-Kosten-Quote der Versicherer bei 123,7 %, was bedeutete, dass pro eingenommenem Euro 1,24 Euro ausgezahlt werden mussten. Versicherer reagierten mit drastischen Maßnahmen: Prämienerhöhungen, reduzierte Kapazitäten und strengere Anforderungen an potenzielle Kunden prägten den Markt. Einige Anbieter, darunter auch Axa, entschieden sich sogar für einen vollständigen Rückzug aus dem Cyberversicherungsmarkt. Doch 2024 zeichnet sich eine Wende ab. Laut Robert Drexler, Leiter von Ecclesia Cyber, ist eine „gewisse Entspannung und Konsolidierung“ erkennbar. Die gestiegenen Anforderungen an die IT-Sicherheit zeigen Wirkung: Während die Zahl der Angriffe hoch bleibt, sind schwerwiegende Schadensfälle rückläufig. Dies spiegelt sich auch in der Schaden-Kosten-Quote wider, die zuletzt auf 97 % gesunken ist.
Neue Anbieter beleben den Markt
Neben verbesserten Sicherheitsmaßnahmen trägt auch die Markterweiterung durch neue Anbieter zur Entspannung bei. Europäische und US-amerikanische Versicherer wie Descartes oder Coalition haben den deutschen Markt betreten, was die Wettbewerbssituation belebt und in einigen Fällen zu sinkenden Prämien führt.
Allerdings profitieren nicht alle Branchen gleichermaßen. Hochrisikosektoren, wie die Gesundheitswirtschaft oder Versorgungsbetriebe, sehen weiterhin hohe Prämien. Logistikunternehmen sind ebenfalls stärker betroffen, da sie oft komplexe und angreifbare Netzwerke betreiben.
Anforderungen bleiben hoch: Ohne Prävention kein Schutz
Die gestiegenen Anforderungen an die IT-Sicherheit bleiben bestehen. Versicherer erwarten von Unternehmen nicht nur technische Sicherheitsmaßnahmen, sondern auch organisatorische Vorkehrungen wie Notfallpläne und Mitarbeiterschulungen. Besonders bei großen Unternehmen sind die Anforderungen an die Risikoqualität weiterhin anspruchsvoll.
Fazit: Entspannung mit Hindernissen
Der Markt für Cyberversicherungen zeigt erste Anzeichen einer Stabilisierung. Für viele Unternehmen werden Prämien erschwinglicher, und neue Anbieter erweitern die Kapazitäten. Doch für risikoreiche Branchen bleiben die Herausforderungen groß. Gleichzeitig setzen Versicherer weiterhin hohe Anforderungen an die IT-Sicherheit. Unternehmen, die ihre Sicherheitsmaßnahmen verbessern, können nicht nur die Chancen auf eine Cyberversicherung erhöhen, sondern auch ihre eigene Resilienz gegen Angriffe stärken.