Bewerbungsabbruch-Epidemie: Unternehmen als Verursacher

Fast jeder zweite Kandidat verlässt den Rekrutierungsprozess frühzeitig – ein Alarmsignal für HR-Verantwortliche. Während der Fachkräftemangel beklagt wird, scheitern Unternehmen an ihren eigenen Rekrutierungsprozessen. Eine aktuelle Studie offenbart die drei Hauptfluchtursachen für Bewerber.
Kommunikationsvakuum als Dealbreaker
47 Prozent der Arbeitnehmenden ziehen ihre Bewerbung zurück, wenn die Unternehmenskommunikation mangelhaft ist. Das Vakuum zwischen Eingangsbestätigung und Entscheidung wird als Signal wahrgenommen: Kandidaten sind austauschbare Ressourcen, nicht wertvolles Humankapital.
Toxische Interviewpraxis
Mit 46 Prozent nennt fast die Hälfte der Befragten das Verhalten der Interviewenden als Abbruchgrund. Weitere 43 Prozent kritisieren das generelle Auftreten der Personalverantwortlichen. Statt Augenhöhe erleben Kandidaten einseitige Prüfungssituationen, die unfreiwillig Einblick in die Unternehmenskultur geben.
Unverhältnismäßiger Auswahlaufwand
36 Prozent beenden den Prozess bei überdimensioniertem Aufwand. 35 Prozent nennen umfangreiche Business Cases oder Präsentationen als Ausschlusskriterium. Diese Praxis ignoriert die Reziprozität im Bewerbungsprozess – qualifizierte Kandidaten mit Selbstwertgefühl ziehen Konsequenzen.
Der vorzeitige Bewerbungsabbruch ist kein Problem der Kandidaten, sondern ein Symptom dysfunktionaler Prozesse. Nur ein fundamentaler Paradigmenwechsel mit proaktiver Kommunikation, respektvollen Interviews und angemessenen Auswahlverfahren kann diesen Trend umkehren.