Alarmierender Burnout-Trend im Referendariat: 9 von 10 angehenden Juristen am Limit

25.04.2025
25.04.2025
4 Minuten
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Eine neue Studie enthüllt die systemische Belastungskrise im juristischen Vorbereitungsdienst und fordert umfassende Strukturreformen.

Psychische Belastung als Normalzustand

Eine erstmals durchgeführte bundesweite Erhebung der Referendariatskommission (RefKo) dokumentiert ein beunruhigendes Phänomen: 91,8% der befragten angehenden Juristen leiden unter massivem psychischem Druck, bei weiblichen Referendaren sogar 96,8%. Die ursprünglich als kleinere Umfrage konzipierte Erhebung entwickelte sich mit 698 Teilnehmern zum umfassenden Stimmungsbarometer.

"Einige Aussagen haben mich tief bewegt. Zu lesen, dass jemand infolge des Referendariats an einer mittelschweren Depression erkrankt ist, lässt einen nicht unberührt," berichtet RefKo-Mitglied Andreas Knecht.

Multifaktorielle Belastungsquellen

Die zentralen Stressoren bilden Mehrfachbelastung (33,7%), Prüfungsdruck (24,1%), Zeitnot (23,4%), existenzielle Zukunftsängste (16%) und finanzielle Engpässe (11,3%). Die gesundheitlichen Konsequenzen sind gravierend: 40,1% leiden unter Schlafstörungen, 16,7% unter Angstzuständen und 9,7% verzeichnen depressive Symptome. Besonders alarmierend: Mehr als ein Viertel (27,4%) erwägt den Abbruch des Vorbereitungsdienstes.

Mangel an Unterstützungsstrukturen

Die Daten offenbaren ein eklatantes Unterstützungsdefizit: Lediglich 4,5% der Befragten kennen Hilfsangebote, während 27,1% berichten, dass Gespräche mit Ausbildern oder Verantwortlichen über ihre Schwierigkeiten unmöglich seien.

Reformforderungen und Handlungsappelle

Auf Basis der Studienergebnisse formuliert die RefKo vier zentrale Forderungen an die Justizministerkonferenz:

  1. Durchführung einer repräsentativen bundesweiten Tiefenstudie
  2. Sofortmaßnahmen zur Sensibilisierung von Ausbildern
  3. Strukturreform des Vorbereitungsdienstes mit verbesserter Qualität der Lernmaterialien und Reduktion des Prüfungsstoffs
  4. Konkrete Maßnahmen wie existenzsichernde Unterhaltsbeihilfe, festgelegte Prüfungsvorbereitungsphase und verdeckte Zweitkorrektur

Knechts Empfehlung an Betroffene ist eindeutig: "Sprecht mit anderen darüber, tauscht euch aus und nehmt Hilfe in Anspruch, wenn ihr sie braucht." Er betont zudem, dass eine professionelle psychotherapeutische Behandlung entgegen verbreiteter Annahmen einer späteren Verbeamtung meist nicht im Wege steht.

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