R+V: Strategische Neuausrichtung nach Rekordergebnis – Marktanteilsrückgewinnung im Fokus

Der genossenschaftliche Versicherungskonzern implementiert umfassende Strukturreformen zur Risikodiversifikation und Vertriebsoptimierung, während er ambitionierte Wachstumsziele bis 2030 formuliert.
Governance-Reform als Wachstumskatalysator
Die R+V Versicherung hat eine tiefgreifende Reorganisation ihrer Führungsstruktur initiiert. Mit der Schaffung zweier neuer Ressorts – "Operations und IT" unter Leitung des bisherigen Komposit-Vorstands Klaus Endres sowie "Finanzen und Risikomanagement" unter Führung von Dragica Mischler, der ehemaligen Örag-Chefin – strebt die DZ Bank-Tochter eine vertiefte Kundenfokussierung bei gleichzeitiger Optimierung ihres Risikomanagements an. Die neuen Einheiten nehmen zum 1. April 2025 ihre operative Tätigkeit auf.
Quantifizierte Wachstumsambitionen
Im Rahmen ihrer "Next Level"-Strategie hat die R+V konkrete Wachstumsziele definiert: Der Konzerngewinn soll bis 2030 auf mindestens 1,5 Milliarden Euro steigen (2024: 1,3 Milliarden Euro), während die Beitragseinnahmen im selben Zeitraum von aktuell 20,9 Milliarden Euro auf mindestens 25 Milliarden Euro wachsen sollen. Der Wiesbadener Versicherer zielt dabei insbesondere auf eine intensivere Ausschöpfung des Marktpotenzials im KMU-Segment und eine effektivere Nutzung der Vertriebsstruktur der Genossenschaftsbanken.
Performance-Analyse nach Sparten
Die Sparten-Performance 2024 zeigt ein heterogenes Bild: Während die Beitragseinnahmen in der Lebensversicherung mit einem Plus von 0,4 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro nur moderat stiegen und der Marktanteil auf 8 Prozent sank, verzeichnete das Schaden- und Unfallgeschäft ein Wachstum von 5,2 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro. Die Krankenversicherung konnte um 4,7 Prozent auf knapp eine Milliarde Euro zulegen.
Kfz-Versicherung als strategische Herausforderung
Als drittgrößter Kfz-Versicherer nach HUK-Coburg und Allianz konnte die R+V ihre Combined Ratio in diesem Segment von 107 auf 103 Prozent verbessern, verbleibt jedoch noch im defizitären Bereich. Die Rückkehr zur Profitabilität (Combined Ratio unter 100 Prozent) wird für 2025 angestrebt. Die anhaltende Margenschwäche führte 2024 zu einem Nettoverlust von etwa 70.000 Kunden über alle Sparten hinweg.
Ergebnisstruktur und Kapitalanlagestrategie
Das Kapitalanlageergebnis stieg signifikant um 70 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro und trug maßgeblich zum IFRS-Rekordergebnis von 1,3 Milliarden Euro bei. Nach HGB sank der Gewinn um 80 Millionen auf 115 Millionen Euro, primär bedingt durch höhere Zuführungen zur Schwankungsrückstellung – ein Indikator für eine konservativere Risikovorsorge.
Die ersten zwei Monate 2025 signalisieren eine Fortsetzung des Wachstumstrends mit einem Beitragsplus von 9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, getrieben durch das Lebensversicherungsgeschäft.