Luxusgehälter in der Krise: Autodeutschlands Finanzchefs kassieren weiter Millionen

Während die Branche ächzt, fließen in den Vorstandsetagen der deutschen Autobauer weiterhin Millionenbeträge – doch die fetten Jahre könnten gezählt sein.
Autobranche in der Krisenspirale
Die deutsche Automobilindustrie durchlebt ihre möglicherweise schwerste Krise. Laut einer aktuellen EY-Studie verzeichneten VW, Mercedes-Benz und BMW zusammen ein Umsatzminus von 2,8 Prozent, während der Gewinn 2024 um drastische 27 Prozent einbrach. Die Gründe sind vielschichtig: schwache Absatzentwicklung, nicht amortisierte Elektromobilitätsinvestitionen und hausgemachte Probleme wie Software-Fehlschläge und kostspielige Rückrufaktionen. Zusätzlich verschärfen Trumps Importzölle die angespannte Lage.
Constantin Gall, Managing Partner bei EY, konstatiert: „Der Absatz entwickelt sich schwach und die hohen Investitionen in die Elektromobilität amortisieren sich nicht, weil die Nachfrage bei weitem nicht so stark ist wie erhofft."
Millionenvergütungen trotz Performanceschwäche
Ungeachtet der Krisenstimmung wurden die CFOs der deutschen Autobauer 2024 weiterhin fürstlich entlohnt:
Mercedes-Benz: Wilhelm führt die Gehaltsliste an
Harald Wilhelm sicherte sich mit 5,75 Millionen Euro die Spitzenposition unter den Auto-Finanzvorständen. Seine Vergütung gliedert sich in eine Fixvergütung von etwa 1 Million Euro, einen Jahresbonus von 1,34 Millionen Euro (rückläufig gegenüber dem Vorjahr) sowie einen dominanten Langzeitbonus von 2,74 Millionen Euro. Auch ein Mittelfristbonus von 731.000 Euro floss dem seit 2019 amtierenden CFO zu.
Für die Zukunft zeichnet sich Veränderung ab: Bei der Hauptversammlung am 7. Mai soll über ein neues Vergütungssystem abgestimmt werden, das ab 2026 greifen soll. Im Rahmen eines 5-Milliarden-Euro-Sparprogramms wurde bereits angekündigt, dass das Führungspersonal 2025 keine Gehaltserhöhung erhalten wird.
VW: Antlitz akzeptiert Gehaltseinbußen
VW-Finanzchef Arno Antlitz erhielt 2024 insgesamt 3,33 Millionen Euro – deutlich weniger als sein Stuttgarter Kollege, aber dennoch im oberen Mittelfeld der Dax-CFOs. Seine Vergütung setzt sich zusammen aus einer Grundvergütung von 1,43 Millionen Euro (abzüglich eines freiwilligen Verzichts von 71.250 Euro), einem Jahresbonus von 1,72 Millionen Euro und Nebenleistungen von rund 187.000 Euro.
Für die kommenden Jahre akzeptiert Antlitz weitere Einschnitte: 2025 und 2026 wird er auf 11 Prozent seiner Gesamtvergütung verzichten. Ein LTI steht dem seit 2021 amtierenden CFO erst ab dem Geschäftsjahr 2025 zu.
Porsche AG: Meschkes Abschied
Der mittlerweile ausgeschiedene Porsche-CFO Lutz Meschke verdiente 2024 bei dem Sportwagenhersteller 2,84 Millionen Euro, bestehend aus einer Fixvergütung von 1,16 Millionen Euro, einem Jahresbonus von 1,34 Millionen Euro, einem LTI-Bonus von 72.000 Euro und einer IPO-Bonus-Tranche von 264.000 Euro. Zusätzlich erhielt er für seine Tätigkeit bei der Porsche SE rund 1,1 Millionen Euro.
Meschke verließ das Unternehmen im Februar 2025. Sein Nachfolger ist Jochen Breckner. Für seinen vorzeitigen Abgang könnte Meschke eine millionenschwere Abfindung erhalten.
BMW: Mertl überraschend mit weniger Gehalt
BMW-CFO Walter Mertl wurde mit 2,19 Millionen Euro vergütet – darunter eine feste Vergütung von 927.000 Euro, ein Jahresbonus von 902.000 Euro sowie eine aktienbasierte Vergütung von 357.500 Euro. Bemerkenswert: Obwohl er 2023 nur acht Monate im Amt war, verdiente er im Vorjahr mit 2,45 Millionen Euro mehr als 2024.
Porsche SE: Lattwein am Ende der Gehaltsskala
Johannes Lattwein, CFO der Porsche Holding, bildet mit 1,39 Millionen Euro das Schlusslicht dieser Rangliste. Seine Vergütung bestand aus einem Fixum von 946.000 Euro (68 Prozent seines Gesamtgehalts) und einem STI von 439.000 Euro. Aufgrund eines negativen Konzernergebnisses von 20 MillionenEuro erhält Lattwein keinen LTI für 2022.
Ausblick: Vergütungsmodelle unter Druck
Die Gehälter der CFOs können sich trotz Branchenkrise noch sehen lassen. Besonders die Langzeitboni fallen teilweise großzügig aus. Da diese jedoch oft an die Aktienkursperformance gekoppelt sind, dürften sie angesichts der negativen Entwicklungen künftig schrumpfen – wie bereits bei der Porsche SE zu beobachten ist. Die schwierigen Marktbedingungen werden sich perspektivisch auch in den Gehältern der Spitzenmanager widerspiegeln.