Kapitalbeschaffungskrise: PE-Branche zwischen Rekorden und Existenznöten

27.03.2025
27.03.2025
4 Minuten Lesezeit
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Die Private-Equity-Landschaft erfährt eine beispiellose Polarisierung: Während einige wenige Häuser Rekordsummen einwerben, kämpfen zahlreiche etablierte Manager um ihre Existenz – ein Phänomen mit fundamentalen Ursachen.

Fundraising-Krise trifft etablierte Manager

Der Private-Equity-Markt durchläuft eine tiefgreifende Transformation. Erfolgreiche Fundraisings sind zur Seltenheit geworden, mit nur wenigen Mid-Cap-Häusern wie Main Capital Partners (2,44 Milliarden Euro), Bregal Unternehmerkapital (2,65 Milliarden Euro) und Nordic Capital (2 Milliarden Euro), die 2024 signifikante Kapitalzusagen sichern konnten.

Gleichzeitig haben renommierte Häuser wie Capvis und Equistone den deutschen Markt bereits verlassen. Weiteren etablierten Fonds wie der Deutschen Beteiligungs AG (DBAG), DPE Deutsche Private Equity oder Emeram werden erhebliche Fundraising-Schwierigkeiten nachgesagt – auch wenn die Gesellschaften selbst dies dementieren. Die DBAG verweist auf ihre Transformationsphase und plant ein Fundraising für 2026, während DPE "turnusgemäß" 2025 mit dem Einwerben beginnen will.

Systemische Ursachen der Kapitalknappheit

Die Fundraising-Problematik hat mehrere strukturelle Gründe:

  1. Fehlende Liquiditätsströme: "Zuletzt gab es wenige Exits und dementsprechend wenig Rückflüsse. Deshalb waren institutionelle Investoren sehr zurückhaltend mit neuen Allokationen", erklärt Thomas Weinmann, Managing Partner bei dem Fund-of-Funds-Investor Reia Capital.
  2. Cashflow-Negativität der Branche: "Die Ausschüttungen an die LPs erreichen nicht die Höhen, die es bräuchte, um den Geldfluss kontinuierlich am Laufen zu halten", analysiert Sven Czermin, Partner bei Palladio Partners.
  3. Bewertungsproblematik: Die vorangegangene "Deal Frenzy" führte zu überteuerten Akquisitionen, deren Werte im aktuellen Marktumfeld schwer zu realisieren sind – besonders im Upper Midmarket.

Spezifische Risikofaktoren für PE-Manager

Neben den Marktdynamiken kämpfen bestimmte Fondstypen mit spezifischen Herausforderungen:

  1. Generalisten unter Druck: "Generalisten kriegen ihre Gelder derzeit nur sehr schwer zusammen", berichtet Weinmann. Ohne Alleinstellungsmerkmal – sei es regionaler Fokus, Branchenspezialisierung oder innovative Strategie – steigen die Fundraising-Hürden erheblich.
  2. Sektorale Risiken: "In Deutschland haben viele ältere, etabliertere Häuser ihr Know-how in industrienahen Old-Economy-Sektoren aufgebaut. Diese Fonds schauen wir sehr kritisch an", so Czermin. Auch Consumer-lastige Portfolios stehen unter Legitimationsdruck.
  3. Nachfolgeproblematik: Die Generationsfrage wird für institutionelle Investoren zunehmend relevant. Weinmann warnt: "Wenn die Partner deutlich in ihren Fünfzigern sind, muss ein Generationswechsel stattfinden. Wird dieser nicht oder zu spät eingeleitet, steht womöglich plötzlich ein junges Team ohne validen Track Record da."

Impact-Fonds im besonderen Fokus

Besonders prekär ist die Situation für Impact-Investoren: "Wenn man Impact zu stark in den Vordergrund stellt, kann es sein, dass LPs an Philanthrophie oder Entwicklungshilfe denken – und dass sich damit kein Geld verdienen lässt", erklärt Britta Lindhorst von Palladio Partners.

Entscheidend bleibt die Performance. "Impact Investing darf keine Ausrede für schlechtere Renditen sein", betont Weinmann. Trotz der Vorbehalte zeigt sich: "Die Renditen [von Impact-Fonds] sind oft absolut vergleichbar und definitiv wettbewerbsfähig", so Lindhorst.

Ausblick: Marktbereinigung unvermeidlich

Die anhaltenden Herausforderungen werden nachhaltige Konsequenzen haben. Trotz leichter Entspannungstendenzen bleibt 2025 ein "anspruchsvolles Jahr für Private Equity", prognostiziert Czermin.

Eine Marktkonsolidierung erscheint unvermeidlich, wobei Weinmann erwartet, dass die Bereinigung vor allem den Midmarket mit seinen zahlreichen ähnlich positionierten Akteuren treffen wird. Die entscheidende Frage bleibt: Wie viele Fonds werden diese Durststrecke überleben?

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