Genderfinanzierungsgap 2025: Risikokapital für Gründerinnen sinkt alarmierend

Die neueste EY-Studie zeigt eine dramatische Verschärfung der geschlechterspezifischen Ungleichheit bei Startup-Finanzierungen, während der Gesamtmarkt sich erholt.
Signifikante Verschlechterung der Investmentbilanz
Während der Venture-Capital-Markt 2024 eine deutliche Erholung verzeichnete, hat sich die Finanzierungssituation für rein weibliche Gründungsteams dramatisch verschlechtert. Mit nur 43 Millionen Euro (-58 % gegenüber Vorjahr) sank der Anteil von Gründerinnen am Gesamtinvestitionsvolumen auf unter ein Prozent. Im Kontrast dazu flossen 6,2 Milliarden Euro (+1,3 Milliarden gegenüber 2023) an männlich dominierte Startups, was einem Marktanteil von 88 Prozent entspricht.
Branchen- und wachstumsspezifische Disparitäten
Besonders ausgeprägt zeigt sich die Ungleichheit im Segment der Großfinanzierungen: Bei Investments ab 50 Millionen Euro beträgt der Frauenanteil in Gründungsteams lediglich 7,1 Prozent. Thomas Prüver, Partner bei EY, bezeichnet diese Entwicklung als "Rückschritt statt Fortschritt" – ausgerechnet in einer Phase der Markterholung.
Strukturelle Branchenunterschiede
Die geschlechtsspezifischen Diskrepanzen variieren erheblich nach Sektoren. Während in den Bereichen Agrar-Tech (25 %), E-Commerce (23 %) und Bildung (21,6 %) ein vergleichsweise hoher Frauenanteil zu verzeichnen ist, zeigen sich in den kapitalintensiven und wachstumsstarken Technologiesektoren wie Software & Analytics (7,4 %), Finanzen/Versicherungen (4,5 %), Energie (3,2 %) und Hardware (2,9 %) gravierende Unterrepräsentationen.
Strukturelle Hürden und volkswirtschaftliche Implikationen
Franziska Teubert, Geschäftsführerin des Startup-Verbands, identifiziert systemische Barrieren wie Vereinbarkeitsprobleme, limitierten Netzwerkzugang und erschwerte Kapitalbeschaffung als Hauptursachen. Die Problematik hat volkswirtschaftliche Dimensionen: Deutschland schöpft sein Innovationspotenzial nicht aus und verliert wertvolle Impulse für eine diversifizierte Produktentwicklung.
Die Daten unterstreichen die Notwendigkeit eines koordinierten Vorgehens von Investoren, Ökosystemakteuren und politischen Entscheidungsträgern, um strukturelle Hürden für Gründerinnen abzubauen und eine ausgewogenere Kapitalallokation zu erreichen.