Continental im CFO-Karussell: Strukturelle Herausforderungen überlagern personelle Kontinuität

21.03.2025
21.03.2025
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Der Dax-Konzern durchläuft mit dem bevorstehenden dritten CFO-Wechsel binnen vier Jahren eine Phase außergewöhnlicher Führungsfluktuation im Finanzressort – inmitten transformativer Umstrukturierungen und komplexer Kapitalmarktanforderungen.

Vom Stabilitätsanker zur Transitionsphase

Continental, einst Sinnbild für Beständigkeit auf der CFO-Position, erlebt seit Ende 2021 eine beispiellose Fluktuation an der Finanzspitze. Nach der langjährigen Stabilität unter Alan Hippe (2002-2009) und Wolfgang Schäfer (2011-2021) wird im September 2025 bereits der dritte Finanzvorstand innerhalb von vier Jahren die Verantwortung übernehmen – eine für Dax-Konzerne untypisch hohe Wechselfrequenz.

Die Serie begann mit Schäfers überraschendem Ausscheiden im Nachgang des Dieselskandals im November 2021. Seine Nachfolgerin Katja Garcia Vila (damals noch Dürrfeld), vorher Finanzchefin der Einheit Contitech, konnte trotz schneller interner Beförderung und profunder Unternehmenskenntnis nicht nachhaltig Fuß fassen. Beobachter bemängelten ihre Kapitalmarktkommunikation: "Normalerweise sollte man als CFO wenig versprechen und dann viel liefern. Bei ihr war es oft umgekehrt", urteilt ein Analyst, der anonym bleiben möchte.

Garcia Vila wird nach ihrer vergleichsweise kurzen Amtszeit ab Juli 2025 die CFO-Position beim Dax-Wert MTU Aero Engines übernehmen – ein für alle Seiten gesichtswahrender Ausweg nach 27 Continental-Jahren.

Strategisches Großprojekt als Belastungsprobe

Die personelle Unruhe fällt in eine Phase tiefgreifender strategischer Neuausrichtung. Das zentrale Transformationsprojekt – die Abspaltung des Automotive-Bereichs – hat der Aufsichtsrat vergangene Woche formal durchgewinkt, der Börsengang ist für September 2025 geplant. Durch den Spin-off sollen zwei eigenständige Unternehmen entstehen:

  1. Die Automotive-Sparte – umsatzstark (19,4 Milliarden Euro in 2024), aber ertragsschwach – soll als börsennotierte Gesellschaft in die Unabhängigkeit entlassen werden.
  2. Die margenstarken Bereiche Tires (Autoreifen) und Contitech (Kautschuk- und Kunststoffprodukte) verbleiben unter dem Continental-Dach.

Aus dem Unternehmensumfeld ist zu vernehmen, dass nicht jeder Garcia Vila die Umsetzung dieses Großprojekts zugetraut hat – ein Faktor, der bei ihrem Ausscheiden eine entscheidende Rolle gespielt haben dürfte.

Olaf Schick als transitorische Führungslösung

Obwohl Continental mit Olaf Schick im Juli 2024 erneut zügig einen internen Nachfolger präsentierte, ist keine nachhaltige Stabilität eingekehrt. Schick, der zuvor im Conti-Vorstand für Integrität und Recht verantwortlich war und hohe Reputation genießt, wird nur eine Interimsrolle einnehmen: Sein Vertrag endet bereits Ende September 2025, womit er den Automotive-Spin-off gerade noch begleiten könnte.

Schick kehrt anschließend zu seinem früheren Arbeitgeber Mercedes-Benz zurück, wo er als Vorstand für Integrität, Governance und Nachhaltigkeit firmieren wird. Damit steht Continental abermals vor einer CFO-Vakanz.

Die Personalfluktuation erstreckt sich auch auf die zweite Führungsebene: Der langjährige Treasury-Chef Stefan Scholz, auch Aufsichtsratsmitglied, musste nach einem Vierteljahrhundert im Unternehmen im Herbst 2024 überraschend ausscheiden. Seine Position übernahm Christoph Willeke.

Strukturelle Neuordnung der Finanzfunktion

Für den Automotive-Bereich konnte Continental inzwischen Führungsklarheit schaffen: Karin Dohm, derzeit noch CFO der Baumarktkette Hornbach, übernimmt zum 1. April 2025 die Position der Automotive-Finanzchefin. Branchenbeobachter bescheinigen ihr exzellente Qualifikationen für diese transformative Aufgabe.

Die finanzielle Ausgangslage der beiden künftigen Gesellschaften unterscheidet sich fundamental: "Die Margen im Bereich Rubber sind höher und es handelt sich um ein Cash-generierendes Geschäft. Automotive hat demgegenüber entsprechend hohe Investitionsbedarfe", analysiert Marc-René Tonn von Warburg Research. Eine zentrale Herausforderung für Dohm wird der Aufbau einer eigenständigen Fremdkapitalstruktur für den Automotive-Bereich sein.

Kapitalmarktimplikationen der Führungsfluktuation

Trotz der anhaltenden Personalwechsel sehen Analysten keinen unmittelbaren Grund zur Besorgnis für Investoren. "Viel Veränderung im Management schafft natürlich oft Unruhe", konstatiert Alexander Wahl von Stifel, bewertet die Vorgänge bei Continental jedoch differenzierter: Die CFO-Fluktuationen seien in diesem spezifischen Fall keine beunruhigende Nachricht für Aktionäre.

Dennoch steht fest: Continental benötigt dringend personelle Stabilität im Finanzressort, um sich mit voller Kraft dem operativen Geschäft und dem komplexen Spin-off des Automotive-Segments widmen zu können. Weitere Personalturbulenzen würden das Vertrauen des Kapitalmarkts erheblich strapazieren.

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